Unternehmen deutlich besser aufgestellt Weniger deutsche Firmen gehen pleite

Frankfurt · Die meisten deutschen Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht - davon profitieren sie jetzt in Zeiten flauer Konjunktur. Obwohl die Wirtschaft hierzulande nur leicht wächst und die Euro-Schuldenkrise noch nicht ausgestanden ist, müssen deutlich weniger Betriebe (minus 8,4 Prozent) Insolvenz anmelden als noch 2012.

Insolvenz muss nicht das Aus bedeuten.
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Insolvenz muss nicht das Aus bedeuten.

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Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform geht für 2013 von 26.300 Unternehmenspleiten aus - das ist der niedrigste Stand seit 14 Jahren. "Immer mehr Firmen, auch im Mittelstand, sind finanziell stabiler aufgestellt und weisen hohe Eigenkapitalquoten auf", sagt Creditreform-Vorstand Helmut Rödl.

Deutschlands Topkonzernen bescheinigte die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) unlängst, nach wie vor relativ sicher durch die Konjunkturflaute zu navigieren. Aber auch viele Mittelständler stehen Rödl zufolge besser da als vor einigen Jahren. "Deutsche Unternehmen als Stütze und Lokomotive Europas profitieren von ihrer Exportstärke im Bereich der Investitions-, aber auch der Konsumgüter, bis hinunter in den Sektor der kleineren und mittleren Unternehmen", erklärt Rödl.

Neben einigen spektakulären Pleiten in der Solarbranche, der Insolvenz der Baumarktkette Praktiker und ihrer Tochter Max Bahr oder des TV-Herstellers Loewe sind es vor allem die ganz kleinen Betriebe, die den Gang zum Amtsgericht antreten müssen. Knapp die Hälfte aller Unternehmenszusammenbrüche in diesem Jahr entfällt auf Firmen mit weniger als einer Viertelmillion Euro Jahresumsatz.

Die Wirtschaft profitiert auch vom Dauertief an der Zinsfront. Befürchtungen, die in der Finanz- und Schuldenkrise unter Druck geratenen Banken könnten sich bei der Kreditvergabe zurückhalten und damit Betriebe in die Bredouille bringen, haben sich Rödl zufolge nicht bestätigt. "Eine Kreditklemme ist nicht erkennbar", sagt er.

Das Geld im Euroraum dürfte auf absehbare Zeit billig bleiben, die Europäische Zentralbank bekräftigte nach der letzten Leitzinssenkung ihr Niedrigzins-Versprechen. Ungemach könnte den Firmen bei der Finanzierung dennoch drohen: Das Regelwerk "Basel III" hat die Eigenkapital-Anforderungen an Banken verschärft. Die Institute müssen mehr Eigenmittel von besserer Qualität vorhalten, um Risiken aus Kreditgeschäften absichern zu können. Möglicherweise hält sich das eine oder andere Geldhaus daher demnächst bei der Kreditvergabe etwas zurück.

Entsprechend vorsichtig fällt die Creditreform-Prognose für 2014 aus - obwohl Ökonomen gute Jahre für die deutsche Wirtschaft erwarten. Diese befinde sich am Beginn eines kräftigen Aufschwungs, der mit Wachstumsraten von um die zwei Prozent lange anhalten könne, erklärten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute bei der Vorlage ihres Herbstgutachtens.

"Im Durchschnitt führt ein Prozent Wachstum zu einer Verringerung der Insolvenzen um etwa drei Prozent", sagt Rödl. Eigentlich müsste die Zahl der Firmenpleiten also im kommenden Jahr sinken. Die Experten rechnen wegen der nicht kalkulierbaren Folgen von "Basel III" aber mit ähnlichen Zahlen wie 2013.

Kräftiges Wachstum kann Unternehmen auch zur Leichtsinnigkeit verführen, so Rödls Erfahrung. Firmen schätzen ihre Marktchancen dann falsch ein oder verheben sich bei Investitionen: "Manche Grundlagen für Insolvenzen werden gerade in Zeiten positiver Konjunktur gelegt."

(dpa)
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