Berlin Werner Müller übernimmt die mächtige Kohlestiftung

Berlin · Nach langem Streit ist die Entscheidung für den neuen Chef der RAG-Stiftung gefallen: Gestern Abend kürten die im Kuratorium sitzenden Kontrolleure in Berlin den früheren Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) einstimmig zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Der 66-Jährige wird sein Amt, das mit einem Jahresgehalt von einer Million Euro dotiert ist, am 1. Dezember 2012 antreten.

Bis dahin sollen auch ein neuer Finanzvorstand und eine neue Personal-Chefin gewählt werden. Nach den Spielregeln der Stiftung hat die CDU das Vorschlagsrecht für den Finanzvorstand. Das Kanzleramt und die NRW-CDU wollen hier gerne den früheren NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) sehen, heißt es. Doch Finanzminister Wolfgang Schäuble sträube sich noch. Daher sei bei der gestrigen Sitzung in Berlin auch über Klaus Trützschler, früher Vorstand bei Haniel, als Finanzchef gesprochen worden.

"Über die Entscheidung freue ich mich", erklärte Müller, der sich zuvor den Fragen des Kuratoriums gestellt hatte. Er wolle sich für eine gute Zukunft des Chemie-Konzerns Evonik und des Kohlekonzerns RAG einsetzen. Die RAG-Stiftung ist Eigentümerin der beiden Konzerne. Aus ihrem Milliarden-Vermögen muss die Stiftung nach 2018 die Ewigkeitslasten des Bergbaus (Abpumpen der Gruben) finanzieren.

Mit der Kür Müllers geht ein heftiger politischer Streit zu Ende. Schon bei der Gründung der Stiftung im Jahr 2007 galt Müller vielen als geborener Chef, hatte er doch die Blaupause für den Ausstieg aus dem Bergbau geschrieben. Doch der frühere Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte Müller verhindert und den BP-Manager Wilhelm Bonse-Geuking durchgesetzt. Als dessen Vertrag im Sommer 2012 auslief, hatten sich die rot-grüne Landesregierung und die Gewerkschaft IG BCE auf Müller verständigt. Auch Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) warb für Müller. Doch das Saarland und Schäuble lehnten Müller ab — bis das Kanzleramt am Mittwoch intervenierte, wie es aus Regierungskreisen heißt. Die Kanzlerin wünsche die Wahl Müllers mit großer Mehrheit. Schäuble selbst nahm an der gestrigen Sitzung nicht teil, sondern ließ sich durch Staatssekretär Hans Bernhard Beus vertreten, der für Müller die Hand hob.

Zugleich wählte das Gremium den früheren RWE-Chef Jürgen Großmann (60) zum Vorsitzenden des Kuratoriums und Gewerkschafts-Chef Michael Vassiliadis (48) zum Stellvertreter.

(brö)
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