Düsseldorf Widerstand gegen Gigaliner bröckelt

Düsseldorf · Daimler will auf 23 NRW-Strecken Lang-Lkw einsetzen.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) will den Gigaliner-Antrag von Daimler auf einem Treffen mit Wissenschaftlern und Vertretern des Konzerns diskutieren. "Da werden wir ganz sachlich drüber reden", kündigte Groschek gegenüber unserer Zeitung an. Bis dahin bleibe er allerdings bei seiner skeptischen Haltung. Auch, weil er den CO2-Versprechen von Daimler misstraut.

Der Autokonzern hat beim NRW-Verkehrsministerium die Zulassung von Gigalinern auf 23 NRW-Strecken beantragt. Die Fahrzeuge sollen mit 25,25 Metern rund sieben Meter länger als bislang erlaubt sein, allerdings mit maximal 40 Tonnen nicht schwerer als herkömmliche Lkw werden. So will Daimler pro Jahr 11000 Lkw-Fahrten in NRW einsparen und wirbt mit den CO2-Einsparungen. Die Trucks sollen nur eingesetzt werden, wenn die Bahn die Fracht nicht übernehmen kann. Neben Groschek lehnen das auch die Grünen ab: "Gigaliner führen langfristig dazu, dass Verkehr von der Schiene auf die Straße wandert", sagt der verkehrspolitische Sprecher Arndt Klocke.

Der Mülheimer SPD-Bundestagsabgeordnete Arno Klare wirbt für eine differenziertere Sicht. "Die Verlagerung von der Schiene auf die Straße findet in Ländern statt, wo Lang-Lkw pauschal erlaubt sind", räumt Klare ein. In Bezug auf den Daimler-Antrag, der sich angeblich nur auf Strecken ohne vergleichbares Bahn-Angebot bezieht, schlägt Klare jedoch Einzelprüfungen vor. "Da müssen Umweltkosten und Nutzen auf jeder Strecke einzeln abgewogen werden", so der Sozialdemokrat.

Die FDP fordert die Landesregierung auf, ihre Giga-Gegnerschaft gegenüber dem Parlament schriftlich zu begründen. "Gigaliner sind ein gutes Beispiel, wie die verkehrlichen Interessen mit den Belangen des Umweltschutzes in Einklang gebracht werden können", schreibt FDP-Verkehrsexperte Christof Rasche in einer aktuellen Kleinen Anfrage und fordert Groschek auf, auch die Vorteile der neuen Technik öffentlich zu bewerten. Auch die CDU ist für den zumindest versuchsweisen Einsatz von Gigalinern in NRW. Verkehrsexperte Klaus Voussem: "Grundsätzlich stehen wir Feldversuchen mit Lang-Lkw positiv gegenüber. Voraussetzung ist die Beibehaltung der 40 Tonnen-Zulassungsgrenze sowie die Beschränkung auf geeignete Straßen und Autobahnen."

(RP)
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