Brüssel/Berlin Wie Telefonkunden beim Reisen sparen

Brüssel/Berlin · Ganz ohne Aufschläge wird es künftig doch keine Telekommunikation im EU-Ausland geben. Aber die Preise sind bereits stark gesunken. Außerdem können das richtige Kommunikationsverhalten und spezielle Tarife helfen.

Politiker und Verbraucherschützer sind empört: Die EU will jetzt doch nicht ab 2016 die sogenannten Roaming-Gebühren bei Reisen ins europäische Ausland komplett abschaffen. Dabei war für viele Kenner des Themas zwar schon lange absehbar, dass es beim aufschlagfreien Kommunizieren innerhalb Europas gewisse Maximalgrenzen geben würde, aber die jetzt vorgeschlagenen Grenzen für aufschlagfreies Kommunizieren haben mit Missbrauchsbekämpfung nichts zu tun. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur großen Roaming-Debatte.

Wie sanken die Preise bereits?

Die Zeit, als Telekommunikation innerhalb Europas extrem teuer war, ist wegen des Drucks der EU glücklicherweise zum Teil vorbei. So sank der Endkundenpreis für Anrufe und SMS um rund 80 Prozent gegenüber 2008. Datenroaming ist rein rechnerisch sogar um 91 Prozent preisgünstiger geworden. Aber das ist nur die halbe Wahrheit: Weil die Kunden mit ihren Smartphones und Laptops deutlich mehr Daten nutzen als früher, kann Internetsurfen im Ausland auch jetzt noch extrem teuer sein: Kunden, die nur 200 Megabyte Daten im Urlaub verbrauchen, müssen aktuell dafür 40 Euro an Zuschlag zahlen. Dies gilt, sofern die von der EU festgelegte Obergrenze von 20 Cent pro Megabyte tatsächlich abgerechnet wird.

Wie kann ich persönlich im Ausland Geld sparen?

Internetsurfen per W-Lan ist im Hotel meist deutlich günstiger als in einem Telefonnetz, oft sogar umsonst. Außerdem sollten sich Kunden informieren, welche Pauschalpreise es im Ausland gibt: So können Kunden bei der Tarifgruppe Vodafone-Red ein in Deutschland gebuchtes Datenvolumen von 1,5 Gigabyte für einen Aufschlag von 4,99 Euro auch im EU-Ausland nutzen. Bei der Telekom und bei Telefonica Deutschland (E-Plus) gibt es vergleichbare Angebote.

Gibt es noch einen Rat?

Wer SMS im Ausland nutzt, kommt günstig weg mit dem Aufschlag von sechs Cent. Es ist viel preisgünstiger, Gespräche im Ausland anzunehmen als selbst zu Hause anzurufen.

Was ermöglicht die zunehmenden Pauschalangebote?

Alle deutschen Telefonfirmen haben Schwesterunternehmen im Ausland, mit denen sie niedrige Verrechnungspreise haben. Ebenso wichtig ist, dass die EU die Großhandelspreise beim Roaming gedrückt hat. So muss eine Firma nur fünf Cent dafür zahlen, wenn ein Kunde von ihr im Ausland ein Megabyte Daten aufruft. Für das Versenden einer SMS sind zwei Cent zu zahlen. Gemessen daran ist es erstaunlich, dass die Unternehmen dem Kunden für ein Megabyte im Ausland 20 Cent in Rechnung stellen dürfen, für eine SMS sechs Cent (immer ohne Mehrwertsteuer).

Warum verteidigen die Telefonkonzerne die Roaminggebühren?

Hauptgrund ist, dass sie damit viel Geld verdienen. Sie befürchten aber auch Angriffe von Firmen aus Ministaaten wie Zypern. Die könnten europaweit sehr günstige Mobilfunktarife über das Internet verkaufen, obwohl sie selber nichts investieren. Um das zu verhindern, fordern die Telefonkonzerne zumindest Obergrenzen beim aufschlagfreien Kommunizieren im Ausland.

(RP)
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