München Wie viel darf ein Manager beim Abgang kassieren?

München · Neun Millionen Euro soll Siemens-Chef Peter Löscher offenbar kassieren, wenn er den Konzern verlässt. Eine Summe, die sofort die Diskussion um die Angemessenheit solcher Salärs aufleben lässt. Formal ist nichts einzuwenden, weil die Zahlung den Grundsätzen des Corporate-Governance-Kodex entspricht. Diese Richtlinien zur ethischen Unternehmensführung besagen, dass es maximal zwei Jahresgehälter für einen ausscheidenden Spitzenmanager geben soll. Und die entsprechen bei Löscher eben neun Millionen Euro. – einschließlich Pensionsansprüchen.

Aber ist so viel Geld angemessen für jemanden, der seinen Stuhl vor die Tür gesetzt bekommt? "Die Frage ist nicht, ob Löscher das Geld verdient. Man muss dann schon die Frage stellen: Sind solche Verträge gerechtfertigt?", sagt Monsignore Peter Schallenberger, Moraltheologe und Sozialwissenschaftler. Da seien dann Gesetzgeber und die Eigentümer des Konzerns gefragt. Bei Löscher hätten die Siemens-Verantwortlichen offenbar den Eindruck gehabt, die Bezahlung sei gerechtfertigt. Allerdings entzündet sich bei Siemens Kritik daran, dass der Vertrag des Managers 2011 mit dem Millionengehalt für Löscher verlängert wurde, als manche Probleme bei Siemens schon ichtbar waren.

Millionenzahlungen trotz Abgang sind in der Wirtschaft gang und gäbe. Meist ist das wie im Fall Löscher "nur" die Ausbezahlung von Vertragsansprüchen in Sachen Gehalt und Pensionsansprüche. Es gibt aber auch Beispiele wie den des früheren HSH-Nordbank-Chefs Dirk Jens Nonnenmacher, der mit seinem damaligen Arbeitgeber 2011 einen Aufhebungsvertrag schloss und vier Millionen Euro Abfindung kassierte. Die Aufregung um die Zahlung nannte Nonnenmacher "Unsinn". Derzeit steht er wegen des Verdachts auf Untreue (in einem anderen Zusammenhang) mit anderen ehemaligen Vorständen der HSH Nordbank vor Gericht.

Und noch ein Fall, der für Aufsehen sorgte: Leo Apotheker, bis Februar 2010 Vorstandssprecher bei SAP, trat acht Monate später den Chefposten bei Hewlett Packard an. Dort wurde er nach Misserfolgen in Sachen Tablet und Betriebssysteme schon nach elf Monaten wieder abgelöst. Der Aktienkurs war um 45 Prozent gesackt, aber Apotheker kassierte mehr als sieben Millionen Euro.

(gw)
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