Stuttgart Wiedeking rechnet mit Piëch ab

Stuttgart · Der frühere Porsche-Chef steht wegen des Verdachts auf Marktmanipulation im VW-Übernahmepoker vor Gericht. Der Ex-Manager bestreitet die Vorwürfe.

Der wegen Marktmanipulation im VW-Übernahmepoker angeklagte Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat vor Gericht mit dem früheren VW-Patriarchen Ferdinand Piëch abgerechnet. Er weise die Unterstellung der Staatsanwaltschaft zurück, er habe gemeinsame Sache mit Piëch gemacht und Anleger bewusst getäuscht, erklärte Wiedeking zum Auftakt des Strafprozesses vor dem Landgericht Stuttgart und ergänzte: "Die mir unterstellte Nähe zu Ferdinand Piëch, ich betone das ausdrücklich, schmerzt mich richtig."

Der Miteigner des Familienimperiums habe sich im Ringen um den Einfluss Porsches auf den viel größeren VW-Konzern 2008 lange gesträubt, sagte Wiedeking. Piëch habe die eigene Familie im Unklaren gelassen, Wiedeking Knüppel zwischen die Beine geworfen und dann plötzlich seine Meinung geändert. Wiedeking war auf Betreiben Piëchs nach dem Scheitern der Übernahme 2009 nach 17 Jahren als Porsche-Chef gefeuert worden.

Wiedeking steht zusammen mit dem früheren Porsche-Finanzchef Holger Härter wegen des Verdachts auf Marktmanipulation vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, mit Falschinformationen Anleger gezielt in die Irre geführt zu haben. Wiedeking bestreitet das.

Porsche hatte unter seiner Führung seit 2005 seine Anteile an VW schrittweise erhöht, die Absicht einer vollständigen Übernahme aber mehrmals dementiert. Nach Ansicht der Strafverfolger hatte der von den Familien Porsche und Piëch beherrschte Konzern aber schon längst genau diesen Plan. Mit den Dementis hätten Wiedeking und Härter andere Anleger davon abgehalten, VW-Aktien zu kaufen und so den Börsenkurs der Papiere bewusst gedrückt. Wiedeking sagte, das sei eine "fernliegende und absurde Verschwörungstheorie".

Porsche erhöhte der Anklageschrift zufolge damals die Beteiligung an VW vor allem mit Optionsgeschäften über die Maple Bank. Als der VW-Kurs im Herbst 2008 einbrach, musste Porsche sechs Milliarden Euro für die Optionen nachschießen. Um den Preis der Wertpapiere diesmal nach oben zu treiben, habe der Sportwagenbauer dann am 26. Oktober bekannt gegeben, inklusive Optionen 74,1 Prozent der VW-Stammaktien zu halten und 2009 auf 75 Prozent aufstocken zu wollen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Daraufhin schnellte der Kurs der VW-Aktien in schwindelerregende Höhen. Hedgefonds, die mit Leerverkäufen auf einen sinkenden VW-Kurs gewettet hatten, wurden auf dem falschen Fuß erwischt und mussten um jeden Preis nachkaufen, um ihre Verkaufsverpflichtungen erfüllen zu können. Dutzende Hedgefonds haben Porsche deshalb auf insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro Schadenersatz verklagt. Erste Klagen wurden aber bereits zurückgewiesen.

(rtr)
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