Fragen & Antworten Wirtschaft kinderleicht

Sobald Kinder Taschengeld bekommen, können sie am Wirtschaftsleben teilnehmen. Aber verstehen sie auch, um was es da geht? Inflation und Bankenrettung, Zentralbank und Zinsen - vieles klingt kompliziert. Ein Erklärungsversuch.

Fragen & Antworten: Wirtschaft kinderleicht
Foto: Zörner

Bilder gibt es auf Münzen schon sehr lange. Früher wurden die Bilder von Königen auf die Münze gepresst. Damit hat der König garantiert, dass das Geld auch echt ist. Nur der König oder Kaiser durfte Münzen prägen lassen. Heute sind auf den Münzen und Scheinen Bilder von Europa zu sehen. Auf der 1-Euro-Münze aus Deutschland sieht man zum Beispiel einen Adler. Es gibt zwar auch heute noch Könige und Königinnen in Europa, zum Beispiel in den Niederlanden. Münzen und Scheine darf aber nur die Europäische Zentralbank produzieren.

Dürfen sich Kinder von ihrem Taschengeld alles kaufen?

Nein, das geht nicht. Ein Verkäufer darf Kindern zum Beispiel keinen Handyvertrag verkaufen und im Internet dürften Kinder auch kein Abo abschließen, zum Beispiel beim Musik-Abspieldienst Spotify. Für solche Verträge muss man mindestens 18 Jahre alt sein. Viele Sachen dürfen sich Kinder aber kaufen — auch wenn die Eltern nicht dabei sind. Ein Beispiel: Du bekommst Taschengeld und hast fleißig gespart. Außerdem hast du von Oma und Opa zu Weihnachten 100 Euro geschenkt bekommen. Jetzt hast du so viel Geld zusammen, dass du dir eine Spielekonsole kaufen könntest. Wenn du mit dem Geld machen darfst, was du willst, dann könntest du sie dir einfach kaufen. Das steht sogar so in einem Gesetz, das man den "Taschengeldparagraph" nennt. Es steht im Bürgerlichen Gesetzbuch, Paragraph 110. Wenn deine Eltern dir verboten haben, eine Spielekonsole zu kaufen, solltest du dich natürlich besser daran halten.

Wo lagert die Bank das Geld der Leute?

Du darfst dir das nicht so vorstellen wie bei Dagobert Duck, der einen riesigen Geldspeicher besitzt, in dem er sein Geld aufbewahrt. Solche Tresore gibt es zwar auch bei Banken, da ist aber nicht das ganze Geld der Menschen gelagert. Ein Großteil des Geldes, das deine Eltern, deine Oma und Opa oder die Eltern von deinen Freunden besitzen, gibt es gar nicht als Münze oder als Geldschein. Das Geld ist stattdessen auf einem Konto. Im Computer hat die Bank dann gespeichert, wie viel Geld deine Eltern bei ihr angelegt haben. Und wenn deine Eltern zum Beispiel irgendwo mit ihrer Kreditkarte bezahlen, wird das Geld vom Konto abgebucht. Wenn deine Eltern Bargeld brauchen, können sie einfach zur Bank gehen und es abheben. Weil das in der Regel nie alle Menschen gleichzeitig machen, die ihr Geld bei einer Bank angelegt haben, ist immer genug Bargeld da.

Kann eine Bank pleitegehen?

Ja klar, auch einer Bank kann das Geld ausgehen. Das ist in der Vergangenheit auch hin und wieder passiert. Damit die Menschen aber keine Angst um ihr Geld bekommen und es zu hause unter der Matratze verstecken, helfen sich die Banken gegenseitig. Wer bei einer Bank in Deutschland Geld anlegt, bekommt es auch immer wieder. Zumindest dann, wenn der Betrag nicht über 100.000 Euro liegt. Das versprechen die Banken. Vor einigen Jahren hatten viele Banken große Probleme. 2009 gab es eine Wirtschaftskrise. Zuerst gab es Schwierigkeiten in den USA, weil aber die Banken und Firmen Geschäfte in der ganzen Welt machen, waren auch Banken und Firmen aus Europa betroffen. Damals hatten viele Banken plötzlich große Sorgen. Damals musste sogar Deutschland, also der Staat, einigen Banken in Not helfen und sie mit Steuergeld retten.

Kann die Bank so viel Geld drucken wie sie will?

Eine Gelddruckmaschine im Keller wünscht sich wohl jeder. Wie schön wäre es, wenn man unendlich Scheine drucken und sich so alles Erdenkliche kaufen könnte? Doch das Gelddrucken ist nicht nur Privatpersonen, sondern auch den Banken verboten. Die Lizenz zum Gelddrucken haben nämlich nur die sogenannten Notenbanken. Für uns ist das die Deutsche Bundesbank. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Die Bundesbank beauftragt spezielle Banknotendruckereien damit, die bunten Euro-Scheine herzustellen. Das ist sehr aufwendig, weil die Banknoten ganz viele besondere Sicherheits-Kennzeichen haben. Halte einen Schein einmal gegen das Licht, dann siehst Du zum Beispiel kleine Hologramme und glitzernde Streifen. Diese sollen es den Verbrechern erschweren, Falschgeld herzustellen. Die Geldscheine liefert die Bundesbank dann an die Geschäftsbanken. Die zahlen diese wiederum an ihre Kunden aus. Auch die Bundesbank druckt nicht beliebig viel Geld. Denn sonst entsteht Inflation (siehe unten).

Was sind Zinsen?

Fritzchen will sich ein schickes Auto kaufen, hat im Augenblick aber zu wenig Geld dafür. Er kann sich das fehlende Geld aber leihen — in der Regel bei einer Bank. Die wird ihm einen solchen Kredit aber nicht einfach aus purer Freundlichkeit geben. Schließlich will auch sie Geld verdienen. Deshalb lässt sich die Bank von Fritzchen nicht nur häppchenweise das geliehene Geld zurückgeben. Er muss noch einen kleinen Aufschlag bezahlen. Und das sind die Zinsen. Umgekehrt läuft es ab, wenn Fritzchen sein erspartes Geld zur Bank bringt. Diese zahlt ihm dann im Gegenzug einen kleinen Aufschlag dafür, dass er sein Geld bei ihr parkt. Das nennt man Sparen.
Die Höhe der Zinsen kann sich die Bank übrigens nicht einfach so ausdenken. Sie orientiert sich an dem Zins, den die Europäische Zentralbank festlegt: Das ist der sogenannte Leitzins. Dieser ist gerade ganz niedrig. Deshalb könnte sich Fritzchen jetzt einen ganz günstigen Kredit besorgen, bekommt aber zugleich auch nichts für sein Erspartes bei der Bank.

Warum sind manche Sachen teuer und andere nicht?

Das kann verschiedene Gründe haben: Eine goldene Uhr ist teurer als eine aus Plastik, weil Gold ein teureres Material ist. Das führt natürlich direkt zur nächsten Frage: Warum ist Gold teurer als Plastik? Um das zu verstehen, muss man verstehen, wie ein Markt funktioniert. Stell dir vor, deine Eltern haben kein Benzin mehr im Auto, müssen aber ganz dringend irgendwohin fahren. An der Tankstelle gibt es nur noch einen Kanister Benzin — und zehn Leute wollen ihn kaufen. Eigentlich kostet der Kanister 20 Euro, ein Mann bietet aber 30 Euro und eine Frau 40 Euro. Je größer die Nachfrage nach einem Produkt ist, desto mehr steigt der Preis. Das kann daran liegen, dass besonders viele Menschen eine Sache haben wollen oder dass es nur ganz wenig davon gibt. Wenn jetzt ein großer Tankwagen an der Tankstelle vorfahren würde, wäre plötzlich wieder genug Benzin für alle da. Der Mann würde daher keine 30 Euro mehr bieten, sondern nur noch den Normalpreis zahlen. Und die Frau, die eigentlich 40 Euro zahlen wollte, würde es genauso tun. Der Preis sinkt, weil das Angebot steigt.

Was bedeutet "Inflation"?

Von Inflation sprechen Experten, wenn die Menschen beim Einkaufen, Tanken oder für die Miete immer mehr Geld ausgeben müssen. Für steigende Preise kann es unterschiedliche Gründe geben. So können erdölreiche Länder weniger Erdöl fördern. Dann wird nach einiger Zeit Benzin und Diesel an den Tankstellen teurer. Ein anderer Grund: Die Notenbanken haben zu viel Geld in Umlauf gebracht. Wenn die Menschen viel Geld zur Verfügung haben, wollen sie es auch ausgeben. Die Fabriken kommen dann aber nicht so schnell mit der Produktion nach. Die Waren werden knapp. Wenn die Kunden sie trotzdem haben wollen, sind sie bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Es gilt also die Regel: Je mehr Geld im Umlauf ist, desto stärker steigen die Preise. Experten sprechen auch von Geldentwertung: Zwei Brötchen kosten heute 60 Cent. In einem Jahr sind die Preise für zwei Brötchen stark gestiegen, zum Beispiel weil das Mehl teurer geworden ist. Deshalb muss der Bäcker für zwei Brötchen plötzlich 1,20 Euro verlangen. Für deine 60 Cent bekommst du also nur noch ein Brötchen.

(RP)
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