Frankfurt/M. Nur noch 37 Frauen in den deutschen Vorstandsetagen

Frankfurt/M. · Die Topetage der deutschen Wirtschaft ist immer noch eine Männerdomäne. Zwar saßen in den Vorständen der 30 Dax-Konzerne Ende 2014 mehr Frauen als im Vorjahr. Doch insgesamt fiel die Bilanz der 160 börsennotierten Unternehmen negativ aus, wie aus einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) hervorgeht. Danach gab es nur 37 Frauen im Topmanagement der Firmen im Dax, MDax, SDax und TecDax, Ende des Vorjahres waren es 41. Dem stehen 626 männliche Vorstandsmitglieder gegenüber.

Auf den Ebenen darunter hat sich einiges getan: Immer mehr Konzerne gehen bei der Suche nach Frauen neue Wege. "Unser Ziel ist es, bis Ende des Jahres 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen zu besetzen", sagte der Personalvorstand der Allianz Deutschland, Wolfgang Brezina. Derzeit sind es rund 28 Prozent. Um mehr weibliche Talente zu entdecken, hat der größte deutsche Versicherer seine Auswahlprozesse angepasst. Ziel war es, alte Denkmuster zu überwinden, die zu sehr auf männliche Führungskräfte ausgerichtet waren. Der Psychologe Matthias Spörrle, Berater der Allianz, nennt unter anderem eine tiefe Stimme oder die Körpergröße als unbewusste Einflussfaktoren. Inzwischen hat die Allianz einen standardisierten Fragenkatalog entwickelt.

Auch der Konsumgüterhersteller Henkel hat nach eigenen Angaben verschiedene Instrumente entwickelt, um unbewussten Vorurteilen bei Personalentscheidungen entgegenzuwirken. So würden in der Regel bei Stellenbesetzungen mehrere Interviews geführt und dabei gezielt unterschiedliche Gesprächspartner eingesetzt. Henkel hat den Anteil von Frauen in den Führungspositionen seit 2008 von gut 26 Prozent auf heute rund 32 Prozent gesteigert.

ThyssenKrupp will den Anteil verantwortlicher Managerinnen von 8,8 Prozent im vergangenen Jahr auf 15 Prozent bis 2020 steigern. Dazu gibt es unter anderem ein Mentoring-Programm für Frauen.

Die Commerzbank setzt bei Auswahlverfahren auf gemischt-geschlechtliche Beobachter-Teams. Weitere Maßnahmen sind etwa der Ausbau der Kinderbetreuung. Die Bank will den Anteil von Frauen in verantwortlichen Positionen auf 30 Prozent steigern. Im Sommer 2014 lag er bei 27,8 Prozent.

Die Telekom hatte als erster Dax-Konzern 2010 eine Frauenquote eingeführt und sich das Ziel gesetzt, bis Ende 2015 30 Prozent aller mittleren und oberen Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Im April 2014 waren es 25 Prozent.

Bis in die oberste Etage schaffen es allerdings bisher nur wenige Managerinnen. Der EY-Studie zufolge stieg in den 30 Dax-Firmen die Zahl der Frauen im Vorstand bis Ende 2014 von elf auf 14, das entspricht einem Anteil von sieben Prozent. Zugleich erhöhte sich der Anteil von Dax-Unternehmen mit mindestens einer Frau im Vorstand von 30 auf 40 Prozent.

(dpa)
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