Kolumne: Der Ökonom Betreutes Investieren im Wohnungsbau

Angesichts der Flüchtlingskrise fördert der Staat den Wohnungsbau mit allen Mitteln - Fehlanreizen inklusive. Aus den Exzessen der Wiedervereinigung hat er nichts gelernt.

Gleich ein ganzes Bündel von Maßnahmen haben Bund und viele Länder im Sinn, um dem über Jahre eher darbenden Wohnungsbau neue Impulse zu geben. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kündigte eine 29-prozentige Sofortabschreibung für die ersten drei Jahre an, wenn der Bau zwischen 2016 und 2018 erfolgt. Nordrhein-Westfalens Bauminister Michael Groschek (SPD) plant Tilgungsnachlässe von bis zu einem Drittel der Kreditsumme, wenn die Unternehmen in den sozialen Wohnungsbau investieren. Dazu gibt es Hilfe bei Modernisierungen, Unterstützung bei der Bauplatzsuche, günstige Grundstücke und eine leichtere Kreditgewährung. Spötter sprechen bereits vom betreuten Investieren.

Der Wohnungsbau ist ein beliebtes Feld für staatliche Interventionen. In den 50er Jahren stand er auf der politischen Agenda ganz oben. Damals musste die Bundesrepublik aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs rasch aufgebaut werden. Zugleich suchten Millionen von Flüchtlingen eine Bleibe. Regierungen und Parlamente intervenierten mit Zinshilfen, höheren Abschreibungssätzen und staatlichen Zuschüssen zum sozialen Wohnungsbau. Nach der deutschen Wiedervereinigung wiederholte sich das Geschehen. Die massive staatliche Förderung hat damals den Wohnungsbau erhitzt, unseriöse Baulöwen reicher gemacht und den Pfusch am Bau gefördert. Schon nach 40 Jahren bestand in vielen neuen Wohngebieten ein hoher Sanierungsbedarf.

Das gleiche droht jetzt wegen der Flüchtlingskrise. Unternehmen werden fast genötigt zu investieren, obwohl jedem halbwegs klar denkenden Manager eines Wohnungsbaukonzerns klar sein müsste, dass sich hier ein großer Markt auftut. Warum nicht einfach ankündigen, dass Flüchtlinge und deutsche Familien als Nachfrager von Wohnraum unterstützt werden? Kommunen sollen Baugebiete ausweisen und übertriebene Vorschriften absenken. Dann werden die Anbieter von Wohnraum schon von ganz alleine aktiv.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort