Kolumne: Der Ökonom Chips immer billiger - das war mal

Das Ende von "Moore's Law" hat der Chip-Hersteller Intel eingeläutet. Das heißt, die Chips werden nicht regelmäßig billiger. Das muss technologisch kein Nachteil sein.

Kolumne: Der Ökonom: Chips immer billiger - das war mal
Foto: Kessler

Der legendäre Intel-Gründer Gordon Moore hat in den 60er Jahren mit seinem Gesetz, wonach sich die Speicherfähigkeit von Chips alle zwei Jahre bei gleichen Kosten verdoppelt, das Computer-Zeitalter eingeläutet. Seitdem verläuft die Entwicklung von Großrechnern, aber auch PCs oder Tablet-Computern linear. Auf einer bestimmten Chip-Fläche ist ständig mehr Rechnerleistung verfügbar. Die Digitalisierung der Gesellschaft bis auf den heutigen Tag war und ist die Folge.

Jetzt hat der Chiphersteller Intel aufhorchen lassen. Die Komplexität von integrierten Schaltkreisen, ein anderes Wort für Chips, kann nicht mehr beliebig vergrößert werden zu gleichen Kosten. Damit verläuft der technische Fortschritt nicht mehr exponentiell. Die Anbieter von Apps oder anderen Computerprogrammen können sich nicht mehr darauf verlassen, dass alle zwei Jahre die Chips doppelt so viele Informationen verarbeiten können.

Das Wörtchen exponentiell steht für planwirtschaftliches Vorgehen. Denn Planwirtschaft gibt es nicht nur im Sozialismus, sondern auch in großen Konzernen wie Intel oder IBM. Dezentralere Lösungen, ein anderes Wort für Marktwirtschaft und Unternehmertum, werden an die Stelle der planwirtschaftlichen Teile der Computerindustrie treten.

Drei Trends machen die Spezialisten aus. Die Intelligenz der Software-Entwickler ist wieder stärker gefragt. Sie müssen Lösungen ersinnen, die mit dem bisherigen Speicherplatz auskommen. Cloud-Computing, also die Sammlung von Daten in externen Rechnern, dürfte an Wichtigkeit zunehmen. Und fast noch wichtiger wird sein, dass die Anbieter digitaler Lösungen eine neue Architektur ersinnen. Das verlangt neue Kombinationen von Programmen, Cloud-Computing und Rechnernetzwerken. Das ist ganz im Sinne des berühmtesten Innovationsforschers Alois Schumpeter, der darin die Triebkräfte des Kapitalismus sah. Das Ende des Moore'schen Gesetzes muss also nicht das Ende der Digitalisierung bedeuten. Im Gegenteil. Es ist der Beginn eines neuen Innovationsschubs.

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(kes)
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