Kolumne: Der Ökonom Das üble Spiel der Banken mit den Dispozinsen

Die Kunden ärgern sich über hohe Dispozinsen. Zu Recht, denn auf diesem Teilmarkt gibt es nur wenig Wettbewerb. Das Internet könnte das aber bald ändern.

Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt 0,05 Prozent, wenn sie Geld an Geschäftsbanken verleiht. Doch wer privat sein Girokonto überzieht, muss laut einer jüngeren Untersuchung von Stiftung Warentest im Schnitt mehr als zehn Prozent an Zinsen zahlen. Da ist von einem funktionierenden Markt nicht zu sprechen.

Die Banken nehmen mit den hohen Dispozinsen ihre Kunden gezielt aus. Daran besteht aus ökonomischer Sicht kein Zweifel. Denn durch Bearbeitungskosten ist dieser Unterschied nicht zu erklären. Es fehlt einfach der Wettbewerb auf diesem Teilmarkt.

Die Marktmacht der Banken beruht auf ihrem Image und ihrer breiten Angebotspalette. Wer sich für ein Kreditinstitut entscheidet, wählt das Haus mit dem besten Mix aus. Dabei zählen Beratung, Geldanlage, Erfahrung mit größeren Krediten oder die Bequemlichkeit des Girokontos mehr als die Höhe der Dispozinsen. Das nutzen die Banken aus, weil sie längst bemerkt haben, dass kaum jemand zu einem der Konkurrenten wie etwa der Skatbank wechselt, nur weil die keine oder geringere Dispozinsen bezahlen. Ökonomisch gesprochen, sind für Kunden die Transaktionskosten zu hoch, um nur wegen der Dispozinsen die Bank zu wechseln und mehrere Konten zu unterhalten. Oft verlangen die Banken auch, dass die Kunden ihr Gehaltskonto dort führen müssen, um in den Genuss günstiger Gebühren zu kommen.

Ähnlich wie beim Roaming der Mobilfunkanbieter oder beim Abheben vom Geldautomaten könnte der Staat nun einschreiten und eine Höchstgrenze festlegen. Das ist aber altes Regulierungsdenken. Denn die Banken erhalten derzeit eine viel stärkere Konkurrenz durch das Internet. Anbieter von Zahlungsverkehr wie Paypal oder Click and Buy revolutionieren gerade das Privatkundengeschäft. Sie oder andere werden auch den hohen Dispozinsen zu Leibe rücken. Für die Banken wird es dann sehr eng.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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