Kolumne: Der Ökonom Nutzlose Subventionen für Langzeitarbeitslose

Arbeitsministerin Andrea Nahles hat ihr Herz für Langzeitarbeitslose entdeckt. Politisch ist es richtig. Aber mit dem Mindestlohn schränkt sie deren Chancen erheblich ein.

In Zeiten starrer Löhne und starker Gewerkschaften haben die Sozialpolitiker den zweiten Arbeitsmarkt geschaffen. Sie wollten denen einen bezahlten Job geben, die am ersten Arbeitsmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig waren. Von Mega-ABMs, wie die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Politikerdeutsch hießen, war damals die Rede. Das kostete den Staat viel Geld, brachte aber den Langzeitarbeitslosen nur wenig.

Jetzt plant Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) eine Neuauflage dieser Programme. Sie treibt völlig zurecht die Sorge um, dass die rund eine Million Langzeitarbeitslosen keinen neuen Job finden. Dafür soll es jetzt Lohnzuschüsse geben - ähnlich den staatlich subventionierten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in den 90er Jahren.

Das Problem der Langzeitarbeitslosen beschäftigt die Ökonomen schon seit Langem. Denn lange Arbeitslosigkeit ist verheerend. Die Arbeitnehmer verlieren ihre Qualifikationen, nehmen nicht am technischen Fortschritt teil und haben keine beruflichen Kontakte mehr. Das sind alles wertvolle Bestandteile des Humankapitals. Darunter versteht man die Fähigkeiten eines Berufstätigen und die Möglichkeit, diese in Einkommen umzusetzen. Wenn das Humankapital sinkt, schwinden die Chancen auf einen neuen Job. Die Ökonomen nennen das "Hysteresis". Die Arbeitslosen verharren in ihrem Schicksal, weil selbst bei niedrigeren Löhnen die Arbeitgeber lieber besser Qualifizierte zu höheren Löhnen einstellen.

Daraus ersieht man, dass Zuschüsse wenig bringen. Besser kommt eine Qualifizierung. Und noch besser ist es, wenn die Arbeitgeber die Möglichkeit haben, solche Menschen erst einmal zu testen. Das heißt, diese dürfen nicht gleich in den Vollbesitz aller Privilegien einer gesicherten Stelle kommen. Eine große Hürde stellt der Mindestlohn dar. Wenn Arbeitgeber den trotz ungesicherter Qualifikation zahlen müssen, unterlassen sie lieber die Einstellung solcher Kräfte.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort