Kolumne: Der Ökonom Ökonomische Anreize für Landärzte

Der Mangel an Hausärzten in ländlichen Gebieten wird zum ernsten Problem. Doch starre Zulassungsbeschränkungen in Städten sind der falsche Weg.

Die Gesundheitspolitik ist stets eine Gratwanderung zwischen staatlicher Regulierung, Plan- und Marktwirtschaft. Der Markt allein kann kein befriedigenden Ausgleich zwischen dem Angebot an ärztlichen Leistungen und der Nachfrage herstellen. Auch das Prinzip, wonach jeder Zugang zu einer ärztlichen Behandlung haben muss, steht einer reinen Marktwirtschaft entgegen.

Wenn aber der Preismechanismus für Ärzte nicht funktioniert, dann ist auch ihre Verteilung auf Stadt und Land nicht einfach. Bislang beschränkt der Gesundheitsminister die Zulassung von Ärzten in Städten. Zugleich gibt es verschiedene Vergünstigungen für Ärzte auf dem Land. Genutzt hat das bislang wenig, weil viele Mediziner nach wie vor lieber in den Ballungsgebieten praktizieren oder gar nicht erst als Arzt tätig werden, sondern ihr medizinisches Wissen etwa als Pharma-Vertreter oder im Gesundheitsmanagement nutzen. Um das umzukehren, müssen die Anreize deutlicher verschoben werden.

Zunächst sollte der Zugang wieder frei werden. Die Folge wäre ein höherer Wettbewerb der Ärzte im städtischen Raum. Die Zahl der Kassen-, aber auch der lukrativen Privatpatienten würde sinken, während auf dem Land eine höhere Nachfrage winkt. Das allein wird freilich nicht ausreichen, da die Ärzte in den Städten auf höhere Vergütungen drängen werden.

Dies sollten ihnen die Kassen nicht gewähren. Sie sollten vielmehr einen Honorartopf für Landärzte einrichten. der einen Ausgleich für ihre oft härtere und längere Arbeit schafft. Auch ausländische Fachkräfte könnten bevorzugt in diesem Bereich eingesetzt werden. Beispiele dafür gibt es schon.

Gesundheitsminister Gröhe will dazu ein Versorgungsstärkungsgesetz vorlegen. Wenn es die Regulierung weiter verschärft, dürfte es wenig bringen. Auch in einem teilweise geplanten System sind Anreize möglich. Innovative Ideen sind hier gefragt. Weniger hilfreich sind freilich Steuervergünstigungen. Sie würden die Arztpraxis zum Abschreibungsmodell machen.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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