Kolumne: Die Ökonomin Brauchen wir die Buchpreisbindung?

Sie macht Bücher teuer und ist ein Eingriff in den freien Wettbewerb. Und trotzdem gibt es gute Gründe, an der Preisvorschrift festzuhalten.

Gerade ist der neue Roman von Ralf Rothmann erschienen. "Im Frühling sterben" - die Geschichte eines jungen Soldaten, der in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges seinen fahnenflüchtigen Freund erschießen soll - wird bereits als ein Buch des Jahres gehandelt. 19,95 Euro kostet die gedruckte Ausgabe, überall in Deutschland. Hätte Rothmann das Buch geschrieben, wenn es Buchkaufhäuser für 9,99 Euro verramschen dürften oder für 6,99, weil der Käufer bei einer Aktion "Kauf zwei, zahl eins" auch noch ein Disney-Handtuch mitnimmt?

Man weiß es nicht. Denn die Buchpreisbindung verhindert Preiswettbewerb. Danach schreiben die Verlag allen Buchhandlungen, egal ob online oder stationär, egal ob für gedrucktes Buch oder eBook, einen festen Endkundenpreis vor. Es gibt nur wenige Ausnahmen wie Rabatte bei Räumungsverkäufen oder Mängelexemplaren. Damit ist die Buchpreisbindung klar ein Eingriff in den freien Wettbewerb, der eigentlich zu den besten Ergebnissen für alle Beteiligten führt. Entsprechend gab es viele Versuche, die Bindung zu kappen. Die Monopolkommission nannte sie im Jahr 2000 ein "ordnungspolitisches Ärgernis ersten Ranges" und forderte die Abschaffung. Die EU-Kommission zweifelt immer mal wieder an ihrer Vereinbarkeit mit dem EU-Binnenmarkt. Doch sie alle konnten sich nicht durchsetzen. Zum Glück.

Was die Kritiker übersehen, ist, dass ein Buch kein Gut wie jedes andere ist. Es hat ein bisschen den Charakter eines "meritorischen Gutes". So nennen Ökonomen Güter, bei denen die private Nachfrage hinter dem gesellschaftlich erwünschten Ausmaß zurückbleibt und die einen Eingriff in den Markt erlauben. Ohne Preisbindung gebe es womöglich manches gute Buch nicht. Zugleich schützt sie kleine Buchhandlungen, die oft auch lokale Kultureinrichtungen sind.

Manches Buchkaufhaus könnte besser ohne. Aber ehrlich: Macht es Ihnen Spaß, zwischen Bestseller-Türmen und Disney-Handtüchern, aber ohne Beratung nach guter Literatur wie Rothmann zu suchen?

Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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