Die Ökonomin Comeback für Griechenland?

Die Ankündigung ließ aufhorchen: Griechenland will zurück an den Kapitalmarkt und Geld von privaten Investoren leihen. Ökonomen erwarten, dass es dafür allenfalls sechs Prozent Zinsen zahlen muss. Auf dem Höhepunkt der Krise waren es 30 Prozent. So ändert sich die Risikoeinschätzung der Anleger. Zugleich scheint die sechsjährige Rezession überwunden, 2014 soll die griechische Wirtschaft um 0,6 Prozent wachsen. Schon im Vorjahr erreichte das Land wieder einen Primärüberschuss, das heißt: Die Einnahmen des Staates überstiegen seine Ausgaben, wenn man die Zinsausgaben außen vor lässt. Happy End in Hellas?

Nein. Gewiss hat das Land hart gespart, die Renten gekürzt, den Mindestlohn gesenkt, die Effizienz durch Massenentlassungen erhöht. Doch hinter vielen Erfolgen stecken auch unangenehme Wahrheiten.

Die Wachstums-Illusion: Wenn die Wirtschaftsleistung über Jahre einbricht, wird es rein rechnerisch immer einfacher, ein kleines Plus zu erreichen. Strukturreformen, die aus Griechenland eine wettbewerbsfähige Exportwirtschaft mit funktionierender Verwaltung machen, stehen weiter aus.

Die Schulden-Illusion: Griechenlands Schulden, die in diesem Jahr auf 175 Prozent des Sozialprodukts steigen, bleiben erdrückend. Experten erwarten weiter, dass es einen zweiten Schuldenschnitt (zumindest in der weichen Form mit Laufzeit-Verlängerungen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag) geben wird. Das schert die privaten Anleger nur deshalb nicht, weil dieses Mal nicht sie, sondern die öffentlichen Gläubiger (also Euro-Staaten und deren Steuerzahler) werden bluten müssen.

Die Wahl-Illusion: Auch die Kanzlerin, die nächste Woche nach Athen reist, wird die kleinen Erfolge größer und die großen Probleme kleiner machen als sie sind. Das hat vor allem mit der Europa-Wahl zu tun. Die Sorge ist in ganz Europa groß, dass die radikale Linke unter Alexis Tsipras einen Sieg einfährt und die wackelige Athener Regierung unter Antonis Samaras zerbricht. Tsipras will Reformen zurücknehmen und Wohltaten verteilen. Spätestens dann käme das griechische Drama auf die Weltbühne zurück.

Fragen? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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