Kolumne: Die Ökonomin Die Zinsen und der Geist von Jackson Hole

Die Zinswende in den USA wird verschoben. In Europa gibt es dafür zum Leidwesen der Sparer gar keine Chance. Das machten die Notenbanker in den Rocky Mountains deutlich.

In den Rocky Mountains liegt Jackson Hole. Indianer hatten das Tal einst für zeremonielle Zwecke genutzt, seit 30 Jahren ist es eine Kultstätte des Kapitalismus. Jeden Sommer kommen hier die Notenbanker der Welt zusammen. Gestern war es wieder so weit. Wie Schamanen den Häuptlingen so weisen heute Notenbanker den Regierungen den Weg. Und der führt - zur Enttäuschung vieler Sparer - vorerst nicht zu steigenden Zinsen.

Janet Yellen, die Chefin der US- Notenbank, machte klar, dass es so rasch keine Zinswende in den USA geben werde. Der Leitzins liegt hier seit 2008 bei null Prozent, was sich trotz anziehender Konjunktur und Preise nicht ändern soll, so lange die Arbeitslosenquote nicht sinkt.

In der Euro-Zone ist man von der Zinswende noch weiter entfernt. Das zeigte sich am Mittwoch, als die Bundesregierung einen Milliarden-Kredit über Bundesschatzbriefe aufnehmen konnte, obwohl sie null Prozent Zinsen bot. Die Anleger sind froh, wenn sie ihr Geld überhaupt irgendwo sicher parken können.

In der Euro-Zone ist die Inflationsrate im Juli auf 0,4 Prozent gefallen. Das ist weit von der Zielmarke von zwei Prozent entfernt und beschreibt die schwierige Lage. Während die Inflation in Deutschland bei 0,8 Prozent liegt, fallen in Griechenland die Preise weiter. Deutsche Verbraucher mögen sich über die geringe Teuerung noch freuen, in Griechenland ist sie längst zu einer Geißel geworden. Fallende Preise, schrumpfende Wirtschaft, jeder zweite Jugendliche ohne Arbeit - Griechenland steckt in der Deflation, vor der der britische Ökonom John Maynard Keynes Politik und Notenbanken stets gewarnt hat.

Trapper wie ein David Jackson gaben dem Tal einst den Namen "Hole" (Loch), weil man einen steilen Abhang hinabsteigen muss, um hinein zu gelangen. Damit ist die Tal eine Falle. In die haben die Staaten auch die Europäische Zentralbank gebracht, als sie die Währungsunion falsch konzipierten und rechtzeitige Reformen scheuten. Außer Hoffen und Fliegenfische angeln bleibt der EZB nichts zu tun. Ihre Zinsmunition hat sie verschossen.

Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort