Kolumne: Die Ökonomin Ist der Kampf der EU gegen Google berechtigt?

Wirtschaftlicher Erfolg ist keine Sünde. Aber auch erfolgreiche Unternehmen müssen sich an Spielregeln halten.

Kolumne: Die Ökonomin: Ist der Kampf der EU gegen Google berechtigt?
Foto: Phil Ninh

An Selbstbewusstsein hat es Google noch nie gemangelt. Schon die Gründer dachten in ganz großen Dimensionen: Mit Blick auf die gewaltigen Mengen an Informationen, die sie für die Menschheit sortieren wollten, benannten sie ihre Firma nach "Googol", wie Mathematiker die Zahl 10100 nennen - eine Zahl mit hundert Nullen. Seit 1998 hat der Internet-Konzern einen atemberaubenden Aufstieg hingelegt. Zu atemberaubend für manche. Nun greift EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager durch, nachdem ihr Vorgänger vier Jahre gezaudert hat. Sie droht dem Konzern eine Milliarden-Strafe an, weil er seine Marktmacht missbrauche. Ist die Dänin eine missgünstige, wirtschaftsfeindliche Euro-Bürokratin? Nein.

Dass Google in Ländern wie Deutschland eine Marktmacht von 95 Prozent hat, kann man dem Unternehmen zwar nicht vorwerfen. Wirtschaftlicher Erfolg ist schließlich keine Sünde. Verbraucher haben mit Yahoo und Bing ja durchaus alternative Suchmaschinen, doch die sind für viele offenbar unattraktiv. Vorwerfen kann man dem Konzern mit den niedlichen bunten Buchstaben aber, dass er seine Macht ausnutzt, um Produkte wie seine Shopping-Plattform oder Handy-Apps zu puschen. Und genau hier setzt Vestager an. Sie will Google (anders als Wirtschaftsminister Gabriel) nicht zerschlagen, sie will Google nicht verbieten. Sie will nur, dass gleiche Spielregeln für alle gelten. Damit die Verbraucher Wahlfreiheit haben. Wenn die Konkurrenz diese Chance dann nicht nutzt oder Konsumenten trotzdem nur auf Google setzen - auch gut.

Selbst liberale Ökonomen wollen keinen "Nachtwächterstaat", wie Sozialist Ferdinand Lassalle einen Staat nannte, der nur das Eigentum garantiert, aber nicht in die Wirtschaft eingreift. Ohne mächtige Kartellkontrolle, das wusste schon Ludwig Erhard, kann Marktwirtschaft nicht funktionieren. Das gilt erst recht in der schnellen digitalen Welt.

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(RP)
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