Kolumne: Die Ökonomin Kann sich der Schwarze Montag wiederholen?

Düsseldorf · Vor 30 Jahren stürzten die Aktienkurse weltweit ab, erstmals hatten voll automatisierte Handelssysteme einen Börsen-Crash ausgelöst.

Unsere Autorin Antje Höning.

Unsere Autorin Antje Höning.

Foto: Höning

Am 19. Oktober 1987 gingen weltweit die Kurse auf Talfahrt - der Aktienindex Dow Jones stürzte binnen eines Tages um fast 23 Prozent ab. Den Dax gab es noch nicht, doch über seine späteren Aktien zurückgerechnet, sackte er um fast zehn Prozent ab. Der Tag schrieb sich als "Schwarzer Montag" in die Börsengeschichte ein - in Anlehnung an den "Schwarzen Freitag", den 24. Oktober 1929, der die Weltwirtschaftskrise auslöste.

Für den Crash gab es reale Ursachen. Unter Präsident Reagan importierten die Amerikaner immer mehr als sie exportierten, der Dollar wertete ab, die Inflation nahm zu. Die Sorge wuchs, dass die Notenbank die Zinsen erhöhte, zu allem Überfluss stritten Amerikaner und Deutsche über die Zinspolitik. Eine zentrale Rolle aber spielten Computer. Erstmals versuchten Händler, mit automatischen Orders Verluste einzudämmen. Als erste Anleger verkauften, lösten die auf ähnlichen Algorithmen basierenden Handelssysteme massenhaft weitere Verkäufe aus. Die Lawine rollte zu Tal.

Kann sich das wiederholen? Auch heute sind viele Aktien gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis teuer, wieder droht eine Immobilienblase zu platzen. Und der Anteil der Transaktionen, die voll automatisch durchgeführt werden, hat sich laut der Fondsgesellschaft Fidelity in den USA auf 27 Prozent verdoppelt. Einiges spricht aber auch gegen einen so krassen Crash. Die Computer haben gelernt. Nicht bei jedem Minus lösen sie Verkäufe aus, zur Not unterbrechen Börsen den Handel.

Das scheint zu klappen: 2002 vertippte sich ein Händler der US-Bank Bear Stearns und handelte Aktien im Wert von vier Milliarden statt Millionen, der Dow Jones sackte kurz ab, fing sich aber wieder. Zum anderen bereiten Notenbanken die Märkte heute besser vor und stimmen sich besser ab. Nach der Pleite der Lehman-Bank 2008 wäre alles viel schlimmer gekommen, wenn Fed und EZB nicht so koordiniert die Geldschleusen geöffnet hätten. Wer sich dennoch gruseln mag: Robert Harris schrieb mit "Angst" (2011) einen Thriller zum Thema.

Fragen? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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