Kolumne: Die Ökonomin Rettet die Hebammen!

Die Haftpflichtversicherung wird immer teurer, die geplanten Hilfen sind im Streit zwischen Krankenkassen- und Hebammen-Verband hängen geblieben. Armselig.

Wer derzeit eine Hebamme für die Geburtsnachsorge braucht, muss oft lange suchen. Immer mehr Frauen geben auf. Wieder sind die Prämien für die Berufs-Haftpflichtversicherung gestiegen. Und die vom Bundestag beschlossenen und zum 1. Juli 2015 geplanten Hilfen kommen nicht, weil ihre Ausgestaltung im Streit zwischen Krankenkasssen- und Hebammen-Verband hängen geblieben ist. Nun liegt die Sache beim Schiedsgericht. Ein Armutszeugnis für die Verbände-Demokratie. Was läuft schief?

Die Prämie für die Versicherung hat sich binnen kurzer Zeit vervierfacht und kostet über 5000 Euro im Jahr. Die Versicherer sind nicht interessiert, da sie die Risiken nur auf wenige Beitragszahler verteilen können. Es gibt nur noch einen Anbieter, der eventuell noch einen Monopolzuschlag verlangt - ein klassischer Fall von Marktversagen, der das Eingreifen des Staates erfordert.

Zudem verklagen Eltern, deren Kind geschädigt ist, immer öfter die Geburtshelfer auf Schadenersatz. Eine unheimliche Rolle spielt dabei der medizinische Fortschritt: Auch extrem früh geborene Kinder haben eine Überlebenschance, oft um den Preis, dass sie schwere Schäden davontragen.

Es war vernünftig von der Politik, den Hebammen zur Seite zu springen. Es ist aber unverständlich, dass die Verbände sich über die Ausgestaltung der Hilfen nicht einigen können. Die Kassen wollen die Zahlung daran knüpfen, dass die Hebammen Qualitätsstandards unterschreiben. Klingt nach Troika und Athen. Man fragt sich aber auch, warum die Hebammen sich gegen Qualitätsstandards wehren. Nichts gegen eine Geburt außerhalb von Kliniken, wenngleich sich hierfür nur zwei Prozent der Frauen entscheiden. Aber wenn Probleme auftreten, helfen Klangschalen und Körnerkissen auch nicht weiter. Die Hebammen zu verpflichten, dann einen Arzt hinzuziehen, entweiht nicht ihren Beruf, sondern dient dem Wohl von Mutter und Kind.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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