Kolumne: Die Ökonomin Soll man Google zerschlagen?

Das Recht auf Vergessen, Schluss mit der Diskriminierung von Konkurrenten: Europa geht aus guten Gründen gegen Google vor - darf dabei aber nicht zu weit gehen.

Google ist kein sympathischer Konzern, dem bunten Logo zum Trotz. Er sorgt dafür, dass das Internet nicht vergisst. Er verbreitet Texte, ohne dass die Autoren einen Cent sehen. Er trickst Konkurrenten aus, indem er tut, als sei seine Suchmaschine neutral. Tatsächlich aber platziert er eigene Angebote wie den Routenplaner höher, als es dem Such-Algorithmus entspricht. Google ist übermächtig. Mal eben googeln - außer Tempo haben es nicht viele Firmen geschafft, einen Eigennamen zum Gattungsbegriff werden zu lassen.

Es gibt gute Gründe, gegen den Giganten vorzugehen. Der Europäische Gerichtshof verdonnerte Google, Einträge zu löschen, die das Persönlichkeitsrecht verletzen. Die EU-Kommission geht gegen Diskriminierung der Konkurrenz vor. Wie weit ihr Arm reicht, hat sie bei Microsoft gezeigt. Der US-Riese musste 561 Millionen Euro Buße zahlen, weil er Windows-Nutzern keine Wahl beim Internetbrowser ließ.

Wirtschaftsminister Gabriel geht das alles nicht weit genug. Er und ranghohe CDU-Politiker würden Google am liebsten zerschlagen. Ein Konzern, dessen Suchmaschine in Deutschland eine Marktmacht von über 90 Prozent hat, ist ein Monopol, und Monopole schaden den Verbrauchern, so das Argument.

Gemach. Zerschlagung ist ein schwerer Eingriff in die Marktwirtschaft, bei ausländischen Konzernen kaum möglich - und hier nicht nötig. Google habe kein Monopol, allenfalls ein Monopölchen, sagt die Monopolkommission. Stromkonzerne, die hatten früher ein "natürliches Monopol". Davon sprechen Ökonomen, wenn für den Markteintritt eines neuen Anbieters hohe Fixkosten (etwa für den Aufbau eines eigenen Stromnetzes) bestehen. Deshalb hat der Staat einst auch Eon und Co. gezwungen, den Strom anderer durchs Netz zu leiten. Google dagegen hat kein natürliches Monopol, die Verbraucher haben Google groß gemacht und Yahoo klein gelassen. Die kurze Geschichte der Internet-Ökonomie lehrt: Mit neuen Anbietern kann sich das rasch wieder ändern, wie ja auch Microsoft erlebt hat. Fazit: Google zu Fair Play zwingen - ja, zerschlagen - nein.

Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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