Kolumne: Die Ökonomin Warum bekommen Ostrentner mehr Geld?

Die Durchschnittsrenten im Osten sind höher als im Westen. Nun steigen sie auch noch doppelt so stark. Das ist nicht ungerecht, die Art der Angleichung bis 2025 schon.

Andrea Nahles war zufrieden: "Für über 20 Millionen Rentner steigen dieses Jahr die Renten spürbar", sagte die Arbeitsministerin jüngst. Tatsächlich erhöht sich die Rente in Westdeutschland zum 1. Juli um 1,9, im Osten gar um 3,59 Prozent. Bei einer monatlichen Rente von 1000 Euro gibt es im Westen also 19 Euro mehr, im Osten sogar 35,90 Euro.

Wie kann das sein? Und warum steigen Ostrenten stärker, obwohl sie ohnehin höher sind? So bekommen Männer im Osten im Schnitt 1124 Euro im Monat, im Westen nur 1040 Euro. Bei Frauen ist die Differenz noch größer: Ostfrauen erhalten 846 Euro, Westfrauen nur 580 Euro. Große Ungerechtigkeit? Nein, Folge der deutschen Einigung. 1990 hat man die Beschäftigungszeiten der Ostdeutschen übernommen, obwohl sie naturgemäß nicht in die Rentenkasse eingezahlt haben. Da es im Sozialismus keine Arbeitslosigkeit gab und die Frauenbeschäftigung hoch war, kommen ältere Ostdeutsche auf lange Beschäftigungszeiten und entsprechend viel Rente.

Das aktuell hohe Plus in den neuen Ländern ist dagegen eine Folge des Mindestlohns. Im Osten hat er (anders als im Westen) zur Anhebung der Löhne geführt. Dort hatte es zuvor Tariflöhne unter 8,50 Euro die Stunde gegeben. Und das Rentenplus wird nun mal wesentlich vom Lohnplus bestimmt.

Seit Jahren werden die Entgeltpunkte der Ostdeutschen künstlich hochgewertet, weil ihre Rentenwerte geringer sind als im Westen. 2025 soll mit allen Sonderregeln Schluss sein. Dann sollen nach dem Willen von Nahles und Merkel Ost- und Westrenten angeglichen sein. Gewinner sind alte Ostrentner, Verlierer junge Ostrentner - und alle Beitragszahler: Die Angleichung kostet vier Milliarden Euro im Jahr, der Bund erstattet der Rentenkasse aber nur zwei Milliarden. Unverständlich, da es sich um eine klassische versicherungsfremde Leistung handelt. Aber in Wahljahren hat der Griff in die Rentenkasse traurige Tradition.

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(RP)
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