Kolumne: Die Ökonomin Wie lange bleiben die Zinsen niedrig?

Sparer hoffen auf die Zinswende, Immobilienkäufer und Finanzminister fürchten sie. Doch so rasch wird die Europäische Zentralbank das Ruder nicht umlegen.

Kolumne: Die Ökonomin: Wie lange bleiben die Zinsen niedrig?
Foto: Höning

Ewig kann es doch mit diesen Minizinsen nicht weitergehen, meinen hoffnungsvoll die Sparer und sorgenvoll die Bauherren. Seit 2012 nun fährt die Europäische Zentralbank (EZB) eine Politik des lockeren Geldes. Zuletzt hatte die EZB den Leitzins auf null Prozent gesenkt. Das spiegelt sich am Kapital- und Kreditmarkt: Der durchschnittliche Zins für Festgelder liegt laut Verbraucherportal Biallo bei lächerlichen 0,4 Prozent. So machen Sparen keinen Spaß und Altersvorsorge Arbeit, auch wenn die Inflation mit 0,5 Prozent für 2016 so niedrig bleiben wird, dass der Kapitalverzehr gering bleibt. Je länger die Mini-Zins-Phase dauert, desto schwerer wird es für Lebensversicherer, ihre Zusagen einzuhalten.

Auch auf dem Immobilienmarkt, den die EZB ja zur Konjunkturankurbelung beleben will, lauern Gefahren. Natürlich freuen sich Bauherren, dass sie einen zehnjährigen Baukredit derzeit für 1,3 Prozent bekommen können. Doch in Boom-Regionen wie Düsseldorf sind die Mini-Zinsen längst vom Anstieg der Immobilienpreise aufgefressen worden. Doppelhaushälften, die vor zehn Jahren für 350.000 Euro gebaut wurden, werden schon mal für 550.000 Euro weiterverkauft. Zudem wächst die Gefahr, dass Bürger in Immobilien einsteigen, die sich das auf Dauer gar nicht leisten können. Wer jetzt den Kredit gerade stemmen kann, wird Probleme haben, sobald die Zinsen anziehen. (Experten raten, wenigstens hohe Tilgungsraten von zum Beispiel drei Prozent zu vereinbaren, um den Kredit schnell klein zu bekommen.)

Nächste Woche berät die EZB erneut über ihren Zins-Kurs. Es ist nicht zu erwarten, dass sie das Ruder umlegt. Das dürfte vor allem Finanzminister Schäuble freuen. Der Staat konnte seit 2010 seine Zinsausgaben um ein Viertel senken. Vor allem der Bund profitierte, nur so war Schäubles schwarze Null möglich.

Die Forschungsinstitute erwarten im Frühjahrs-Gutachten, dass die EZB ihre Leitzinsen bis März 2017 unverändert lässt. Mindestens so lange dürfte auch die Lage für Sparer so misslich und für Schuldner so fröhlich bleiben wie bisher.

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(RP)
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