Wiesbaden Wirtschaftswachstum lässt nach

Wiesbaden · Im zweiten Quartal betrug das Plus nur noch 0,4 Prozent. Die niedrige Inflation stützt den Konsum.

Das Wachstum der deutschen Wirtschaft hat im Frühjahr an Schwung verloren. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im zweiten Quartal gegenüber dem starken ersten Vierteljahr nur noch um 0,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mitteilte. Zum Jahresauftakt hatte die Wirtschaftsleistung noch um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt. Getragen wurde das Wachstum von April bis Juni vom Export. Nach vorläufigen Berechnungen stiegen die Ausfuhren gegenüber dem Jahresanfang. Die Importe sanken hingegen leicht. Auch im Vorjahresvergleich wuchs die deutsche Wirtschaft: Das preisbereinigte BIP stieg um 3,1 Prozent, so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr. Kalenderbereinigt ergab sich ein Plus von 1,8 Prozent.

Die Konsumausgaben stützten die Konjunktur. Vielen Verbrauchern sitzt das Geld seit Monaten locker, weil Sparen kaum noch belohnt wird und die gesunkenen Energiepreise die Haushalte zusätzlich entlasten. Die Verbraucherpreise zogen im Juli nur leicht an. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich rund 0,4 Prozent mehr als vor einem Jahr. Gedämpft wurde die Inflation durch die günstige Energie, die sich um sieben Prozent verbilligte. Kraftstoffe waren 11,5 Prozent günstiger zu haben als im Juli 2015. "Im Vergleich zu den letzten Monaten hat sich der Rückgang der Energiepreise binnen Jahresfrist leicht verstärkt", so die Statistiker. Die Teuerungsrate in Deutschland liegt weiter deutlich unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank, die knapp zwei Prozent anstrebt. Diese Marke gilt für die Konjunkturentwicklung als ideal. Klammert man Energie aus, lag die deutsche Inflationsrate im Juli bei 1,3 Prozent. Neben den niedrigen Preisen sorgen steigende Löhne und Renten für Konsumfreude. Zudem ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt unverändert gut. Die Zahl der Arbeitslosen lag auf dem niedrigsten Juli-Stand seit 25 Jahren.

Volkswirte hatten mit einer stärkeren Abkühlung von April bis Juni gerechnet. Im Schnitt hatten sie ein Wachstum von 0,2 Prozent erwartet. Die Bundesbank erwartete zuletzt, dass die deutsche Wirtschaft im Sommerquartal wieder an Schwung gewinnt. "Die konjunkturelle Grundtendenz ist aber weiter recht kräftig, und für das Sommerquartal ist wieder mit einem deutlichen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung zu rechnen", hieß es im jüngsten Monatsbericht.

Auch die Konjunktur in der Eurozone hat sich im zweiten Quartal spürbar abgeschwächt. Nach Zahlen des Statistikamts Eurostat lag die Wirtschaftsleistung 0,3 Prozent höher als im ersten Quartal. Im ersten Quartal war die Wirtschaft mit 0,6 Prozent doppelt so stark gewachsen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug das Wachstum von April bis Juni 1,6 Prozent. Am schwächsten entwickelten sich die französische und die italienische Wirtschaft. Die Nummer zwei und die Nummer drei hinter Deutschland stagnierten beide. Die höchsten Wachstumsraten wiesen im zweiten Quartal die Euroländer Slowakei (0,9 Prozent) sowie Spanien und Zypern (je 0,7 Prozent) aus. Die Wirtschaft Griechenlands wuchs um 0,3 Prozent, nachdem sie im ersten Quartal leicht geschrumpft war.

(dpa)
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