Frankfurt/Main Wirtschaftsweise fürchten Folgen der lockeren Geldpolitik in Europa

Frankfurt/Main · Der Konjunkturaufschwung in Deutschland verliert nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen wegen der Abkühlung in China und anderen Exportmärkten etwas an Tempo. Der Sachverständigenrat korrigierte seine Prognose für 2016 leicht nach unten. Die fünf Top-Ökonomen rechnen nun mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 1,5 Prozent, zuletzt waren sie von 1,6 Prozent ausgegangen.

Vor allem die Konsumausgaben der Verbraucher und auch die Ausgaben des Staates für die Unterbringung und Integration Hunderttausender Flüchtlinge sowie die gute Lage am Arbeitsmarkt treiben die Konjunktur demnach an. Der Export dürfte als Wachstumsmotor hingegen ausfallen. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft dann etwas stärker um 1,6 Prozent zulegen.

Die Ökonomen gehen weiterhin davon aus, dass die Ausgaben für die Flüchtlinge in diesem und im nächsten Jahr ohne neue Schulden gestemmt werden können. Die Mehrausgaben einschließlich Verwaltungsausgaben schätzen die Experten auf 13,7 Milliarden Euro 2016 und auf 12,9 Milliarden Euro im kommenden Jahr.

In diesem Jahr rechnen die Experten wegen des Ölpreisverfalls mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von nur 0,3 Prozent. 2017 sollte die Inflation auf 1,4 Prozent anziehen. Sie läge damit weiter unter der von der Europäischen Zentralbank angestrebten Marke von knapp zwei Prozent. Im Kampf gegen die Mini-Inflation im Euro-Raum hatten die Währungshüter kürzlich den Leitzins auf null Prozent gesenkt.

Die Wirtschaftsweisen sehen dies mit Sorge. "Die lockere Geldpolitik kann erhebliche Nebenwirkungen haben", sagte Ökonomin Isabel Schnabel. Sie setze die Profitabilität der Banken immer stärker unter Druck und mindere den Reformdruck in Europa.

(dpa)
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