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Duisburg Zweifel an Digitalstrategie von Klöckner & Co

Duisburg · Vollmundig erzählt Klöckner-Chef Gisbert Rühl, wie er den Stahlhändler digitalisiert. Doch nun wird zunehmend Kritik laut.

Knapp drei Wochen ist es her, dass Gisbert Rühl mal wieder seine Geschichte erzählen durfte: Wie er, der Chef des Stahlhändlers Klöckner & Co (KlöCo), vor mehr als zwei Jahren ins US-Technik-Mekka Silicon Valley reiste, um das mehr als 100 Jahre alte Unternehmen neu zu erfinden. Seitdem tingelt Rühl als Beispiel für den digitalen Aufbruch in der Industrie durch die Republik. Auch beim IT-Gipfel der Bundesregierung in Berlin stand Rühl zusammen mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf dem Podium und berichtete, wie er sich nach seiner Reise unter das Start-up-Volk in Berlin mischte, Mitarbeiter von Größen wie Rocket Internet oder Amazon abwarb und ein eigenes Digitalding startete.

Das Problem an der Geschichte: Ganz so schön, wie sie sich anhört, ist sie offenbar nicht. "Gisbert Rühl hat lautstark für seine Digitalstrategie geworben. Den Aussagen, die er in der Vergangenheit getroffen hat, wird er aktuell nicht gerecht", sagt etwa Marc Gabriel, Analyst beim Bankhaus Lampe. Die große Vision von Rühl, eine Industrieplattform auf der nicht nur Klöckner, sondern auch Konkurrenten ihre Waren feilbieten, steckt noch in den Kinderschuhen. Mit dem Stahlproduzenten Tata werden beispielsweise aktuell lediglich Daten ausgetauscht.

"Das Interesse der Industrie an der Internetplattform von Klöckner ist überschaubar", ist aus informierten Kreisen zu vernehmen. Die Unternehmen, die teilnehmen wollten, müssten einem Konkurrenten zu viele Geschäftsgeheimnisse preisgeben. "Das ist ein fundamentaler Denkfehler", heißt es. Einige potenzielle Kunden hätten sich die Plattform angeschaut, dann aber abgewunken. Ein Onlinehändler, der nicht aus dem Stahl kommt, könnte es hingegen leichter haben.

Und so bleiben die bisherigen Erfolge von Klöckners Digitalkurs überschaubar: Für Kunden gibt es inzwischen eine digitale Kontraktplattform, auf denen sie ihre Bestellungen einsehen können. Zudem bietet das Unternehmen 900 Produkte in einem anderen Online-Shop namens Contorion an (zum Vergleich: Thyssenkrupp vertreibt online 4500 Produkte), die Internetseiten der eigenen Online-Shops in den Niederlanden und der Schweiz werden aktuell überarbeitet.

Klöckner widerspricht der Kritik. "Das Interesse an unserer Industrieplattform ist sehr hoch", sagt ein Sprecher. Zuletzt seien immer wieder Wettbewerber auf Klöckner zugekommen, die sich beteiligen wollen: "Noch schalten wir allerdings wie geplant keine Partner hinzu." Dies solle erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Welchen Anteil die Digitalaktivitäten am Ergebnis haben, lässt Klöckner offen: "Welche Ergebnisbeiträge wir konkret erwarten, werden wir im Rahmen unserer Bilanzpressekonferenz im März bekanntgeben." Dabei wären positive Nachrichten für KlöCo wichtig. Zuletzt musste das Unternehmen einräumen, für das aktuelle Jahr mit einem Verlust von 350 bis 380 Millionen Euro zu rechnen.

Man müsse daher schon hinterfragen, wann durch Klöckners Berliner Digitaltochter klöckner.i Geld reinkomme, sagt Analyst Gabriel: "Ein bisschen Ergebnis wäre schön." Denn das Umfeld sei aktuell schwierig. "Die Stahlpreise sind allein im vergangenen Quartal um 13 Prozent gefallen - und fallende Preise sind nie gut, nicht für die Produzenten und noch weniger für die Händler. Denn die kaufen Waren, die wenig später an Wert verlieren."

Auch Investor Friedhelm Loh, der seine Anteile zuletzt auf rund 20 Prozent aufgestockt hatte, dürfte mit seinem Investment bislang nicht zufrieden sein. Bei Klöckner heißt es, die Digitalstrategie habe einen erheblichen Anteil daran gehabt, dass Loh eingestiegen sei. Aus Sicht von Analyst Gabriel ist die Frage nun, was Loh vorhat: "Er wird definitiv mehr Einfluss ausüben. Ob die Digitalstrategie dann noch weiter verfolgt wird, ist unklar." Zumindest gerät dadurch, laut informierten Kreisen, auch Rühl unter Druck, der wie kein Zweiter für diese Strategie steht: "Jetzt muss er liefern."

(RP)
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