Staatliche Kunstsammlung Dresden Fürstenhaus der Wettiner streitet um 10 000 Kunstschätze

Dresden · Erneut gibt es Streit um historische Kunstschätze in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Der Anwalt des Fürstenhauses der Wettiner warnte vor einem Scheitern der Verhandlungen über den Verbleib von rund 10 000 Stücken aus der Privatsammlung seiner Mandanten in den Sammlungen, etwa im Grünen Gewölbe, der Rüstkammer Schloss Moritzburg und in Bibliotheken.

Es gehe vor allem um Handschriften, Musikalien und Bücher, sagte Anwalt Gerhard Brand. Die Nachfahren der sächsischen Herrscher wollen die Stücke in den Sammlungen belassen, fordern aber eine Abfindung. Die Staatlichen Kunstsammlungen und das Finanzministerium wollten sich zunächst nicht zum Stand der Verhandlungen äußern. Brand betonte: "Diese Privatsammlung gehört einfach nicht dem Freistaat." Und: "Von 10 000 Kunstgegenständen wurde bereits bei etwa 8300 die wettinische Provenienz anerkannt."

Die Wettiner waren nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet worden. Dennoch wollten seine Mandanten, dass die Objekte weiter im Rahmen einer "Sächsischen Lösung" gegen einen Abgeltungsbetrag in den staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen sind. Das Land habe dies aber jüngst immer wieder infrage und den Gang vor Gericht in Aussicht gestellt. Wie viel Geld seine Mandanten für die Stücke verlangen, wollte Brand zwar nicht sagen. Der Gesamt-Schätzwert liegt zwischen sieben und zehn Millionen Euro. 2011 hatten sich Sachsen und das Haus Wettin bereits im Streit um wertvolle Porzellane geeinigt. Gegen die Zahlung von 4,2 Millionen Euro wurden den SKD und der Meissener Porzellan-Manufaktur 300 Stücke überlassen.

Sachsens FDP-Chef Holger Zastrow nannte die Forderungen "anmaßend". "Offenbar wollen die Wettiner bis in alle Ewigkeit entschädigt werden", erklärte er. Der kulturpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Karl-Heinz Gerstenberg, warf den Wettinern vor, "Sachsen auszunehmen wie eine Weihnachtsgans". Der Sammelleidenschaft der Wettiner Kurfürsten im 18. und 19. Jahrhundert verdankt Dresden seine Museen und die Barockbauten. Bei der Fürstenabfindung 1924 erhielten sie Kunstschätze und Immobilien; nach 1945 wurden sie von der Sowjetunion enteignet. Den Namen haben die Wettiner von ihrem Stammsitz, der Burg Wettin bei Naumburg.

(dpa)
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