Langfristige Prognosen bleiben düster Erderwärmung hat sich verlangsamt

London · Die Erde erwärmt sich Wissenschaftlern zufolge langsamer als bislang berechnet. Doch Entwarnung gibt es deshalb noch lange nicht. Langfristig bleiben die Prognosen düster. Aktuelle Annahmen gehen langfristig sogar von einem Anstieg der weltweiten Temperaturen um bis zu 4,5 Grad aus.

Diese Tropen-Krankheiten drohen Deutschland
Infos

Diese Tropen-Krankheiten drohen Deutschland

Infos
Foto: Wikimedia Commons

Die Erwärmung der Erde könnte sich nach einer neuen Studie in den kommenden Jahrzehnten langsamer vollziehen als bislang berechnet.

Langfristig ändere aber auch das nichts an den erwarteten katastrophalen Folgen des Klimawandels, schreiben internationale Forscher-Teams der Universität Oxford in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience".

Es sei lediglich unwahrscheinlich, dass die bisher errechneten extremen Szenarien für die Erderwärmung in den kommenden 50 bis 100 Jahren eintreten würden. Einige Modelle gingen dabei von einer Zunahme von bis zu 3 Grad Celsius der Jahresdurchschnittstemperatur aus.

Die Wissenschaftler prognostizieren in ihrer Studie nun eine Erwärmung zwischen 0,9 und zwei Grad Celsius für die kommenden Jahrzehnte. Grundlage für ihre Berechnungen ist der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre, der Mitte dieses Jahrhunderts ungefähr doppelt so hoch liegen dürfte wie vor Beginn der Industrialisierung - falls die Industrienationen den Ausstoß von Treibhaus-Gasen nicht drastisch reduziert bekommen.

"Es gibt keinen Grund zum Zurücklehnen"

Über zwei Grad wollen Regierungen die Jahresdurchschnittstemperaturen auf keinen Fall steigen lassen. Denn die Folgen, unter anderem durch Hitzewellen und Überschwemmungen, gelten als fatal.

Nach den neuen Berechnungen würde die Erderwärmung in den kommenden Jahrzehnten leicht geringer ausfallen als bisher in wenigen Klima-Modellen prognostiziert, kommentierte Richard Allan von der britischen Universität Reading die Studie. Das Gesamtbild werde damit aber nicht verändert. "Das gibt uns mit Sicherheit keinen Grund zum Zurücklehnen", schreibt er in einem Kommentar.

Kurzfristig würden die weltweiten Durchschnittstemperaturen nach der neuen Studie um 20 Prozent langsamer wachsen als bisher erwartet. Auf lange Sicht werde der Anstieg aber "deutlich über der Zwei-Grad-Marke" liegen, schreibt Mitautor Reko Knutti. Aktuelle Annahmen gehen langfristig sogar von bis zu 4,5 Grad aus.

Ausgangspunkt für die Studie war die Frage, ob die seit 1998 festgestellte Verlangsamung der Erwärmung der Erdatmosphäre ein Zeichen für einen dauerhaften Rückgang sein könnte. Dies bestätigte sich nun aber nicht.

Es sei wichtig, Veränderungen innerhalb eines Jahrzehnts nicht überzubewerten, sagte Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Im vergangenen Jahrzehnt habe sich die Erde insgesamt weiter erwärmt. Dies sei aber statt an der Erdoberfläche tief im Ozean passiert.

"Die Menschen sollten weiterhin genauso besorgt darüber sein wie bisher, was der Klimawandel anrichtet", sagte Studienautor Alexander Otto von der Uni Oxford dem Sender BBC. Auf die Frage, ob Kritiker recht haben könnten, die behaupten, der Erwärmungs-Stopp sei ein Beweis für die Nicht-Existenz des Klimawandels, sagte er: "Nein. Es gibt keinerlei Trost."

(dpa/csr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort