Was am 21.12.2012 wirklich passiert Selbst die Maya wissen nichts vom Untergang

Düsseldorf · Irgendwann heute geht die Welt unter. Schließlich hätten die Maya das so vorausgesagt und vorsorglich an eben jenem 21. Dezember auch ihren Kalender enden lassen. Toll, werden jetzt viele sagen, dann muss ich mir den Stress des Weihnachtsgeschenkekaufs nicht mehr antun. Dumm nur: Weder haben die Maya den Weltuntergang angekündigt, noch endet ihr Kalender.

 Die drei verschiedenen Maya-Kalender ergänzen einander. Zum Vergrößern bitte anklicken.

Die drei verschiedenen Maya-Kalender ergänzen einander. Zum Vergrößern bitte anklicken.

Foto: afp, Jochen Gebauer, jgd/teb

Seriöse Wissenschaftler halten den ganzen Weltuntergangs-Hype somit schlicht für ein Hirngespinst. Der Hamburger Ethnologe Lars Frühsorge (33) etwa gibt für diesmal Entwarnung: Am 21. Dezember ende zwar mit dem aktuellen Kalender der Maya auch eine Epoche, von Weltuntergang hätten sie aber nichts gesagt, erklärte der Wissenschaftler im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

 Teil einer Nachbildung des Maya-Kalenders, auf dem das Ende des 13. Baktuns angezeigt wird.

Teil einer Nachbildung des Maya-Kalenders, auf dem das Ende des 13. Baktuns angezeigt wird.

Foto: dapd, Israel Leal

Der Münsteraner Mediziner und Sachbuch-Autor Thomas Grüter ("Faszination Apokalypse") schließt sich dem an: "Selbst heutige Maya-Indianer haben klargestellt, dass die Prophezeiungen aus ihrer Sicht völliger Blödsinn sind."

Tatsächlich ist es so, dass eben am 21. Dezember 2012 im Maya-Kalender ein bedeutender Bruch stattfindet. Eigentlich kann man jedoch nicht von 'dem' Maya-Kalender sprechen, denn die mesoamerikanischen Ureinwohner nutzen drei verschiedene Kalendersysteme.

Haab, Tzolkin, Lange Zählung

Da gab es zum einen den Haab-Kalender. Diesen nutzten die Maya für zivile Zwecke, um etwa Ernte- und Saatzeiten zu bestimmen. Er ähnelte bereits dem heutigen Kalender, da auch er 365 Tage umfasste.

Der Tzolkin-Kalender kam bei rituellen Daten zum Einsatz. Hier wurde jeder Tag durch eine Zahl von eins bis 13 in Kombination mit dem Namen von einer von 20 Schutzgottheiten bezeichnet. Somit umfasst er einen Zeitraum von 260 Tagen.

Der für den aktuellen Weltuntergang wichtige Kalender ist die so genannte Lange Zählung. Diese benutzen die Maya für astronomische Berechnungen und Geschichtsaufzeichnungen. Seit Schaffung der Welt am 11. August 3114 v.Chr. (laut Glauben der Maya) kann mit der Langen Zählung jedem Tag ein eindeutiges Datum zugewiesen werden.

Eine Periode in dieser Langen Zählung heißt Baktun und umfasst 144.000 Tage, also knapp 400 Jahre. Am 21. Dezember endet nun das 13. Baktun und das 14. beginnt. Mehr nicht. Das einzig Besondere ist, dass sich erstmals in der Geschichte der Maya-Zeitrechnung an diesem Tag der Zahlenwert des Schöpfungstages (in Mayaschreibweise 13.0.0.0.0) wiederholt.

Wer kam auf die Weltuntergangsidee?

Laut Ethnologe Frühsorge hat der amerikanische Archäologe Michael D. Coe die Weltuntergangsthese bereits 1966 in seinem Buch "The Maya" aufgestellt - allerdings eher im Scherz.

Zur Verbreitung der These hätten vor allem die New-Age-Bewegung in den USA und andere esoterische Kreise sowie Fernsehserien wie "The X-Files" ("Akte X") und Kinofilme beigetragen, sagte Frühsorge, der im Rahmen seiner Maya-Forschungen auch 15 Monate bei den Nachfahren des Volkes in Guatemala gelebt hat.

Befeuert wurde das Ganze dann noch einmal im Jahr 2009 durch den Katastrophenfilm "2012" des deutschen Hollywoodregisseurs Roland Emmerich.

Alternativer Untergang

Schaut man genauer hin, ist die Maya-Untergangstheorie also nicht haltbar. Einige Apokalyptiker haben jedoch vorgesorgt, wollen das drohende Ende nun auch mit Astronomie belegen: am 21.12.2012 sollen alle Planeten unseres Sonnensystems in Konjunktion stehen, also aufgereiht wie Perlen an einer Schnur, meinen sie. Aber auch hier schütteln Wissenschaftler nur den Kopf.

"Der Sternenhimmel sieht an diesem Tag völlig normal aus", sagt Carolin Liefke vom Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg. Ähnlich schätzt das der Physiker Florian Freistetter ein. "Wenn es tatsächlich an einem Tag eine derartige Planetenkonstellation geben würde, dann wüssten das die Wissenschaftler bereits seit Jahrhunderten im Voraus", betont er.

Es besteht Hoffnung

Es wäre nicht das erste Ende, das Erde und Menschheit unbeschadet überstehen. Völkerkundler Frühsorge macht aber allen Untergangspropheten Hoffnung, denn das nächste "Weltende" sieht er bereits in gut zehn Jahren kommen.

"Die Nachbarn der Maya, die Azteken, hatten auch die Vorstellung, dass die Welt mehrmals erschaffen wird. Sie gehen von einem Zyklus von 52 Jahren aus." Demnach wäre der nächste Weltuntergangstermin 2023, erklärte Frühsorge. "Ich bin der festen Überzeugung, dass die Autoren sich als nächstes auf dieses Datum stürzen werden. Monat oder Tag sind noch völlig offen, aber das kann man, wenn man will, mit Inhalt füllen."

Wie man es dreht und wendet, um den Kauf von Weihnachtsgeschenken kommt man auch in diesem Jahr nicht herum. Und die Zeit dafür ist wirklich bald abgelaufen.

(csr)
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