Leverkusen Horrorfilme für Gurtmuffel

Leverkusen · Die Polizei setzt auf Härte. Autofahrer, die unangeschnallt fahren, bekommen Horrorvideos zu sehen. Da wird manchem schlecht, wenn er sieht, wie ein Kind durch die Windschutzscheibe fliegt und im Blut liegen bleibt.

Die Gesichtsfarbe der jungen Spanierin mit Wohnsitz im Erft-Kreis wird merklich blasser. Auf einem Polizei-Laptop sieht sie gerade das kurze Video, in dem ein nicht angeschnalltes Kind bei einem Unfall durchs Auto, dann durch die Windschutzscheibe fliegt und in einer Blutlache liegen bleibt. "Das ist schon sehr beeindruckend", sagt sie. Bei ihr haben die Gurtmuffel-Filme Wirkung gezeigt. Das sollen sie auch. Denn schließlich sind sie an diesem Tag während der dreistündigen Schwerpunktkontrolle der Polizei an der Rheinallee der Ersatz für Verwarn- und Bußgelder. "Für die junge Frau wäre es sonst teuer geworden", erklärt Hauptkommissar Mario Lüth.

Sogar um einen Punkt in Flensburg ist die Fahrerin herumgekommen. Denn eine der nicht angeschnallten Personen war ihr Sohn, der im Fond auf dem Schoß einer (ebenfalls ungesicherten) älteren Frau saß. "Da hätten gut und gerne Kosten von an die 100 Euro zusammenkommen können, die 30 Euro Verwarngeld für die nicht angeschnallte Dame noch nicht mitgerechnet", erklärt der Polizist.

Neben den mit Untertexten versehenen Filmen aus Irland, Großbritannien und Spanien bekommen die Gurtmuffel eine Tabelle. Auf der können sie sehen, mit welch ungeheurem Gewicht sie schon bei einem Unfall mit vergleichsweise geringer Geschwindigkeit unangeschnallt aufprallen würden. Neben der Kontrollstelle stehen zwei Feuerwehrfahrzeuge zur Verdeutlichung. Das eine ist 7,5 Tonnen schwer (entspricht dem Aufprall bei 50 km/h bei einem Körpergewicht von 80 Kilo), das andere wiegt 10,5 Tonnen. "Das ist ganz lehrreich für diejenigen, die meinen, sie könnten sich bei einem Unfall mit der Hand abstützen", meint Lüth.

Es sind vor allem auswärtige Fahrer, die er und seine Kollegen anhalten. Dann kommt doch ein Leverkusener. Der ältere Herr zeigt sich geschockt vom Polizei-Film, bei dem ein unangeschnallter Passagier für drei Tote und eine Schwerverletzte sorgt. "Wie schlimm die Folgen sein können, war mir so nicht bewußt", lautet sein Fazit. Der Vorstellungskraft helfen die Beamten gerne mit plastischen Beispielen auf die Sprünge. Das Zusatzgewicht für ein unangeschnalltes Kind kann bis auf das eines ausgewachsenen Pferdes anwachsen. Die Härte des Aufpralls bei 40 km/h und ohne Gurt entspricht dem eines Sprunges vom Fünf-Meter-Brett: in ein Becken ohne Wasser.

Einsichtig scheinen die Ertappten ausnahmslos. Und davon gibt es einige innerhalb von drei Stunden. Angesichts der möglichen Folgen bei einem Unfall ein unglaublicher Leichtsinn.

(RP)
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