Leverkusen Nach dem Inferno: Tätersuche und Bedauern

Leverkusen · Während die Leverkusener Politik um die richtigen Worte ringt, geht die Polizei einer ersten heißen Spur nach. Ein 30 bis 35 Jahre alter Mann soll 24 Stunden vor dem Brandanschlag auf das Wohnhaus an der Carl-Leverkus-Straße das Gebäude ausspioniert haben.

 Wer kennt diesen Mann? Hinweise an die Polizei unter Telefonnummer 0221/2290.

Wer kennt diesen Mann? Hinweise an die Polizei unter Telefonnummer 0221/2290.

Foto: Polizei

Als dann in der Nacht zu Montag mindestens zwei Täter mit Molotow-Cocktails das Wohnhaus der Großfamilie Goman ansteckten, wollen Zeugen den Mann erneut beobachtet haben. Mit einem Handy soll er die Tat gefilmt haben.

Nun suchen die Ermittler mit einem Phantombild nach diesem möglichen Mittäter, zudem fahndet die Polizei nach einem dunklen VW Golf/Polo mit Neusser Kennzeichen. Ein rechtsradikaler Hintergrund der Tat wird weiterhin nicht ausgeschlossen, offiziell wird jedoch in alle Richtungen ermittelt.

Derweil melden sich die Leverkusener Ratsfraktionen zu Wort und verurteilen den Anschlag scharf. "Wir sind entsetzt über den feigen Brandanschlag in Wiesdorf", äußert sich Roswitha Arnold, Fraktionsvorsitzende der Grünen. In der Stellungnahme der Grünen schwingt aber eine Relativierung mit, die bereits gestern die Stimmungslage im betroffenen Wiesdorfer Viertel prägte: Der Umgang mit der Roma-Familie sei schwierig, schreibt Arnold. Und dennoch: "Die Familie ist ein Bestandteil unserer Bevölkerung." Klaus Hupperth, Fraktionsvorsitzender der CDU, ergänzt: "Fremdenfeindlichkeit und Gewalt haben in unserer Stadt keinen Platz."

Die FDP sieht nach dem Anschlag aber vor allem die Verwaltungsspitze in der Pflicht. Das oftmals provokante und aggressive Auftreten dieser stadtbekannten Familie habe in der Vergangenheit immer wieder zu Irritationen in weiten Teilen der Bevölkerung geführt. "Insofern ist auch die Stadtverwaltung gefordert zu verhindern, dass mitten in Leverkusen ein rechtsfreier Raum entsteht", mahnt Benedikt Vennemann, stellvertretender Kreisvorsitzender der Liberalen.

Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn will sich an einer derartigen Diskussion (noch) nicht beteiligen. "Wir sollten zunächst abwarten, was die Polizei ermittelt, bevor wir nach Reaktionen schreien", sagte Buchhorn gestern gegenüber der RP. Ihm sei sehr daran gelegen, mit Anwohnern und den Gomans in einen Dialog zu treten. "Aber nicht in dieser emotionalen Lage."

Im Viertel macht bereits das nächste Gerücht die Runde. Der Täter können auch aus Kreisen der Roma stammen, der Anschlag eine Reaktion auf interne Streitigkeiten sein. "Alles Quatsch. Es gibt keinen Stress mit anderen Familien", sagte Olli Goman bereits am Montag.

(RP)
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