Remscheid Schülerin studiert ohne Abitur

Remscheid · Stellt die Schule für Sie keine Herausforderung mehr dar, oder warum wollen Sie schon jetzt anfangen, zu studieren?

 Im Sommer beginnt die 17-jährige Lisa Meyer, Schülerin am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, ein Studium der Germanistik an der Bergischen Universität in Wuppertal. Sie will Journalistin werden.

Im Sommer beginnt die 17-jährige Lisa Meyer, Schülerin am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, ein Studium der Germanistik an der Bergischen Universität in Wuppertal. Sie will Journalistin werden.

Foto: Jürgen Moll

Stellt die Schule für Sie keine Herausforderung mehr dar, oder warum wollen Sie schon jetzt anfangen, zu studieren?

Lisa Meyer Nein, die Schule ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber ich möchte Germanistik studieren, und da mir das Spaß macht, ist es für mich keine zu große Belastung. Ich hoffe natürlich, dass das Studieren meine schulischen Leistungen nicht zu sehr beeinflusst und ich trotzdem gut in der Schule bin.

Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, neben der Schule zu studieren?

Meyer Ich wusste zuerst gar nicht, dass das geht, aber als wir einen neuen stellvertretenden Schulleiter an der EMA bekommen haben, habe ich ein Interview mit ihm für die Schülerzeitung geführt. Da hat er mir erzählt, dass er gute Schüler mehr fördern will. Es war Zufall, dass ich da von dem Angebot erfahren habe. Also kam der Anstoß eigentlich durch die Schule selbst.

Wie haben Sie sich an der Universität beworben? Und an welcher Universität studieren Sie demnächst überhaupt?

Meyer Ich fange im Sommersemester an, Germanistik in Wuppertal zu studieren. Dafür bin ich zur Studienberatung gegangen, die gibt es ja an jeder Universität. Ich habe direkt die Formulare bekommen und erfahren, dass das jeder machen kann. Man braucht nur die Erlaubnis der Schule. Natürlich sollten die Noten stimmen.

Und wie ist das mit der Schule? Passt sich Ihr Stundenplan an Ihre Vorlesungen an?

Meyer Nein, auf keinen Fall. Ich bekommen, keine Sonderbehandlung oder sowas. Ich muss selber dafür sorgen, dass ich den Stoff nachhole, wenn ich welchen verpasse. Die Lehrer erwarten von mir, genauso gut auf die Klausuren vorbereitet zu sein, wie jeder andere auch.

Haben Sie nicht Angst, dass Ihnen das alles zu viel wird?

Meyer Ich habe schon Angst, dass ich mich damit etwas überfordere, besonders weil ich auch noch vier Mal die Woche Leichtathletik—Training habe. Ich bin jetzt schon froh, wenn ich es schaffe, dreimal die Woche daran teilzunehmen. Der Sport ist ein Ausgleich. Ich will weiter meinen Sport treiben. Ich muss nur noch die richtige Balance dafür finden.

Haben Sie überhaupt noch Freizeit?

Meyer Ich habe schon noch Freizeit, besonders an den Wochenenden. Ich nutze zum Beispiel meine Freistunden, um schon einmal Hausaufgaben zu machen. Mir ist es wichtig, noch ein Leben neben dem Sport und der Schule zu haben. Wenn mir das Studium überhaupt keinen Raum mehr lassen würde, wäre es mir das auch nicht wert. Aber ich muss ja nur einmal pro Woche zur Universität und ich wohne auch in Wuppertal, also bin ich mit dem Bus in zehn Minuten da.

Und was sagen Ihre Freunde, Ihre Familie und Lehrer dazu?

Meyer Ehrlich gesagt, ich glaube, die meisten meiner Lehrer wissen das noch gar nicht. Aber meine Freunde und meine Familie sind sehr stolz auf mich. Meine Mutter würde nie nein sagen, wenn ich sie fragen würde, ob sie mich zur Universität fährt.

Warum studieren Sie jetzt schon? Welche Vorteile hat das für Sie?

Meyer Ich bin im Doppeljahrgang und habe nur noch zwölf Schuljahre. Und ehrlich gesagt, habe ich keine Lust, ein Jahr zu verschwenden, wegen Wartesemester oder sonstigem. Der Andrang ist einfach doppelt so hoch. Wenn ich höre, dass Abiturienten mit einem Numerus Clausus von 1,5 keinen Studienplatz bekommen, wird mir flau im Magen. Wenn ich nicht im Doppeljahrgang wäre, würde ich vielleicht noch nicht studieren. Aber jetzt habe ich einen Studienplatz sicher. Ich freue mich auf das Studium, da ist alles ganz anders als in der Schule. Da werde ich viel mehr Freiheiten haben.

Alina Kürten führte das Gespräch mit Lisa Meyer.

(RP/rl)
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