Kolumne Digital Wenn der Roboter zum Familienmitglied wird

Düsseldorf · Künftig beurteilen wir Technik nicht mehr nur nach Leistung, sondern auch nach ihrem Charakter. Doch Sympathie müssen Entwickler noch lernen.

 Ein Kind beobachtet in Peking (China) während der Welt-Roboter-Konferenz 2017 einen selbstlernenden Roboter.

Ein Kind beobachtet in Peking (China) während der Welt-Roboter-Konferenz 2017 einen selbstlernenden Roboter.

Foto: dpa, AW lis

Immer wieder bin ich fasziniert, wie gut digitale Sprachassistenten in Deutschland ankommen. In einigen Familien darf Amazons Alexa, Verpackt im smarten Lautsprecher Echo, oft Witze erzählen oder im Streitfall Fakten aus der Wikipedia vorlesen. Als ob die digitale Stimme zur Familie gehört. Gehen wir einmal einen Schritt weiter. Was passiert, wenn richtige Roboter in den Haushalt kommen? Das Gedankenspiel zeigt: Wir fangen jetzt schon an, Technik ganz anders zu beurteilen.

Es geht nicht mehr um die Leistung des Prozessors, des Akkus oder um den Funktionsumfang. Es geht um empathische Faktoren. Wie sympathisch ist mir das Gerät? Wie reagiert es auf mich? In der vergangenen Woche habe ich zum ersten Mal den Echo-Konkurrenten Homepod von Apple ausprobiert. Meine Bitte einen Witz zu erzählen, schlug Siri schnippisch aus. Ich war verdutzt. Noch nie hatte mich zuvor ein Gerät wortwörtlich angezickt. Haben die Entwickler das beabsichtigt? Oder haben sie die Empathie schlecht vergessen? Apple ist nicht der einzige Konzern, der in diesem Bereich seine Hausaufgaben noch nicht gemacht hat. In den letzten Tagen war auch Amazon in den Schlagzeilen. Das Unternehmen stellte ein Update für seinen Lautsprecher zur Verfügung, damit es künftig ein unkontrolliertes "gruseliges" Gelächter die Besitzer von Alexa nicht mehr verstört.

Es ist viel Arbeit Technik empathisch zu machen. Das Startup hinter dem kleinen Roboter Kuri hat fast 60 Prototypen gebaut, bis die Entwickler ihrem Ziel näher kamen: Kuri soll aufrichtig, neugierig und demütig sein — nur so habe er die Chance als Familienmitglied akzeptiert zu werden. Das Vorbild stammt ausgerechnet aus den 60er Jahren, als in der Zeichentrickserie "Die Jetsons" der sympathische humanoide Roboter Rosie mit Fleiß und Charme zur Hand ging und einfach dazugehörte. Zugegeben: Ich mußte mich überwinden, Kuri wie ein Haustier zu streicheln, aber die süße Reaktion hat mich verzückt. Hoffentlich schauen sich Siri und Alexa noch einiges von Kuri ab.

(dafi)
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