Hintergrund Neuerscheinungen 2016: Diese Bücher sollten Sie lesen
Ob Roman, Reportage, Sachbuch oder Autobiografie – wir zeigen die wichtigsten Neuerscheinungen des Herbsts und warum Sie sie lesen sollten. Klicken oder Wischen Sie sich durch...
Essay
Carolin Emcke – „Gegen den Hass“, 20 Euro
Es gibt viele gute Bücher über unser Land in dieser Zeit. Das klügste aber, anregendste, humanistischste und zugleich angreifbarste hat jetzt die neue Friedenspreisträgerin geschrieben, die Publizistin Carolin Emcke. Am Ende des Buches ist man ein anderer als der, der es zu lesen begonnen hat. los
Reportage
Benjamin von Stuckrad-Barre – „Nüchtern am Weltnichtrauchertag“, 8 Euro
Der Autor war gerade mit „Panikherz“ erfolgreich, nun folgt ein Appendix zur Rausch-Autobiografie. In dem schmalen Band erzählt er, wie es ist, keinen Tropfen mehr anzurühren und als „personifiziertes Über-Ich mancher Säufer“ dazustehen. Nicht so schön nämlich. Glänzend beobachtet. kl
Sachbuch
Jürgen Wiebicke – „Zu Fuß durch ein nervöses Land“, 19,99 Euro
Jürgen Wiebicke ist Philosoph und Moderator beim WDR. In seinen Sendungen muss ihm das Unbehagen vieler Menschen mit dem Individualismus in der Gesellschaft begegnet sein. Jedenfalls hat er sich zu Fuß aufgemacht, Orte in Deutschland zu erkunden, an denen Menschen sich um mehr kümmern als sich selbst. dok
Erzählung
Daniel Kehlmann – „Du hättest gehen sollen“, 15 Euro
Er ist und bleibt der leichtfüßige Verunsicherer der deutschen Literatur. Bei Daniel Kehlmann ist auf nichts wirklich Verlass – wie in dem entlegenen Ferienhaus mitten in den Bergen. Wer in seiner neuen überschaubaren Erzählung den Rätseln auf die Schliche kommen will, wird am Ende staunen dürfen. los
Autobiografie
Thomas Melle – „Die Welt im Rücken“, 19,95 Euro
Dieses Buch ist für den Buchpreis nominiert – zu Recht. Thomas Melle erzählt darin vom „nicht mehr zu halten“ Sein, „ob nun im Flug oder im Fall“. Der Autor ist manisch-depressiv, für sein autobiografisches Werk hat er eine zackige Krankenakten-Poetik entwickelt: mit Vollkaracho Richtung Wahnsinn. kl
Roman
Elizabeth Strout – „Die Unvollkommenheit der Liebe“, 18 Euro
Eine Frau liegt im Krankenhaus, fiebrig, erschöpft, am Bettende die Mutter, die von früher zu erzählen beginnt. So taucht im Bewusstsein der Tochter Verdrängtes auf: Armut, Liebesmangel, Misshandlung kommen zur Sprache. Doch das ist nie grell erzählt, nie sensationalistisch und darum sehr berührend. dok
Sachbuch
Melanie Möller – „Ovid“, 10 Euro
Der lateinische Dichter Ovid hat nichts von seinem Schwung verloren. In ihrem klugen Bändchen porträtiert die Altphilologie-Professorin Melanie Möller ihn im Umfeld von Politik, Mythologie und Eros und beweist, dass 2000 Jahre keine Zeitspanne sind, wenn einer so erfrischend schreibt wie Ovid. w.g.
Religion
Muhammad Sameer Murtaza – „Die gescheiterte Reformation“, 19,99 Euro
Wo bleibt der muslimische Martin Luther?, wird jetzt oft gefragt. Das aber wäre nicht die Lösung, sagt der Politik- und Islamwissenschaftler Muhammad Sameer Murtaza. Weil die so nötige Reformation des Islams immer nur aus der Moschee kommen kann, so der Weltethos-Mitarbeiter in seinem spannenden Essay. los
Autobiografie
Wolf Biermann - „Warte nicht auf bessere Zeiten“, 28 Euro
Dichter und Dissident, Liedermacher und Widerständler, Großmaul und Feingeist – Wolf Biermann ist das alles. Wie so ein Leben zwischen Ost und West und allen Stühlen voller begründeter Hoffnung und begründeter Verzweiflung zu leben ist, davon erzählt der bald 80-Jährige grandios. Unbedingt lesen. los
Essay
Vladimir Nabokov – „Vorlesungen über Don Quijote“, 35 Euro
Den Don Quijotes – den größten Roman aller Zeiten – liest kaum noch einer. Zu kompliziert, zu lang, zu langweilig. Wäre da nicht der prominente, glänzende Deuter Vladimir Nabokov. Seine Vorlesungen über den Ritter gibt es jetzt in fein gebundener, also angemessener Ausstattung. Mehr als ein Liebhaber-Stück. los
Roman
Chinua Achebe – „Einer von uns“, 19,99 Euro
Zu lange schon nichts mehr gehört von diesem großen nigerianischen Autor. Jetzt ist sein vierter Roman endlich auch bei uns. Ein unheimliches Buch ist es, das Chinua Achebe bereits vor 50 Jahren geschrieben hat und das wenige Tage vor jenem Putsch in Nigeria erschien, von dem das Buch erzählt. los
Sachbuch
Tim Parks – „Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen“, 20 Euro
Muss man immer zu Ende lesen? Nö, meint Tim Parks, denn was man vom Schluss guter Lektüre erwarten kann, ist „dass er nicht ruiniert, was davor war“. Außerdem erklärt er in seinem Buch über Bücher, warum man keine Angst vorm E-Book haben muss und was am Nobelpreis nicht stimmt. kl
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