Autobiografie "Total Recall" Schwarzenegger verkauft sein Doppelleben

"Total Recall", totale Erinnerung, so hat Armold Schwarzenegger seine Biographie genannt. Sie zeichnet das Bild eines Egomanen, der seiner Frau Maria Shriver nicht nur Seitensprünge verheimlicht hat. Bei wichtigen Entscheidungen verhielt sich der ehemalige Gouverneur wie ein Autist.

Szenen einer Ehe: Schwarzenegger und Shriver
8 Bilder

Szenen einer Ehe: Schwarzenegger und Shriver

8 Bilder

Schwarzeneggers Memoiren sind 624 Seiten stark und damit schwer genug, um sie auch als Hantel zu benutzen. Vom Cover blickt Arnie dem Leser fest in die Augen, auf der Rückseite trumpft er als Terminator auf. Im Klappentext der amerikanischen Ausgabe, die seit Montag im Buchhandel ist, wird der Inhalt als "die großartigste Einwanderer- Erfolgsgeschichte unserer Zeit" angepriesen.

Der englische Titel "Total Recall: My Unbelievably True Life Story" wird in der deutschen Ausgabe auf "Total Recall: Die wahre Geschichte meines Lebens" gekürzt. Das "unglaublich" fällt weg, dafür sind es auf Deutsch 672 Seiten, erfährt man auf der Webseite des Verlags Hoffmann und Campe. Ab Donnerstag können auch deutsche Leser die Autobiografie des früheren Mr. Universum stemmen. Und am 10.
Oktober hat er seinen Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse angekündigt.

Es sind 30 Kapitel - von der Geburt in Österreich im Jahr 1947 bis zum dicken Ende mit "Arnolds Regeln", dem Schlusskapitel mit Lebenstipps. "Für meine Familie", schreibt Schwarzenegger (65) ganz am Anfang auf der Widmungsseite. Wer mehr über das Scheitern seines Familienlebens wissen möchte, blättert gleich zum Ende vor. Im 29.
Kapitel "The Secret" (Das Geheimnis) packt er über seine Affäre mit der langjährigen Haushälterin der Familie aus. Das Verhältnis und die ungewollten Folgen, ein jetzt 15-jähriger Sohn, hatte er seiner Frau Maria Shriver verschwiegen, bis sie ihn 2011 zur Rede stellte. Ein halbes Jahr später reichte sie die Scheidung ein.

Sein Sohn wurde ihm irgendwann zu ähnlich

Als "dumme Sache", die er nie hätte tun sollen, beschreibt Arnie den Sex mit der Haushälterin. Es passierte im Gästehaus, als Shriver mit den gemeinsamen Kindern im Urlaub war. Der uneheliche Sohn blieb zunächst ein Geheimnis, die Haushälterin gab ihren Ehemann als Vater an. Doch die wachsende Ähnlichkeit mit Schwarzenegger war nicht zu leugnen. "Ich erkannte, dass es kaum Zweifel daran geben konnte, dass er mein Sohn war", räumt er in seinem Buch ein.

Er habe einfach nicht gewusst, wie er es Shriver sagen sollte, gesteht der "Terminator". Er hatte Angst, sie könnte es weitererzählen. Außerdem halte er Dinge gerne geheim. "Ich bin nicht damit aufgewachsen, über Sachen zu sprechen", setzt der gebürtige Österreicher als Erklärung hinzu. Natürlich behielt er auch die "heiße Affäre" mit Brigitte Nielsen (49) bei den Dreharbeiten zu dem Film "Red Sonja" vor 27 Jahren für sich. Damals lebte er schon mit Shriver zusammen, ein Jahr später hielt er um ihre Hand an.

Er behielt wichtige Dinge für sich

Freimütig outet sich der Muskelmann als Feigling, wenn es darum geht, wichtige Entscheidungen mitzuteilen. So hätte er eine schwere Herzoperation im Jahr 1997 vor Maria geheimhalten wollen. Nur auf Drängen der Ärzte weihte er seine Frau schließlich ein. Auch wartete er bis auf den letzten Drücker, um ihr mitzuteilen, dass er bei den kalifornischen Gouverneurswahlen mitmachen wollte. Die Kennedy-Nichte habe geweint und gesagt: "Tu mir das nicht an".

Arnie beichtet Eskapaden und Fehler, doch seine öffentliche Erniedrigung macht er schnell mit seiner Erfolgsgeschichte wett. Die Tellerwäschersaga - vom kleinen Bergdorf in Österreich nach Hollywood, und dort zum Filmstar, Geschäftsmillionär und Gouverneur - schmückt er in allen Details aus. Die Amerikaner mögen Geschichten von gefallenen Helden, die sich immer wieder nach oben boxen.

Vielleicht verzeihen sie es dem Bodybuilder auch, dass er sich in den 60er Jahren mit Steroiden vollpumpte. "Ich war 20 Jahre alt und dachte, ich sei unsterblich", schreibt der Muskelmann.

Sein Verstand arbeitet autistisch

Seine Love-Story mit Amerika habe schon mit zehn Jahren angefangen, versichert Schwarzenegger. Damals habe er seinen ersten Hollywood-Film gesehen: Johnny Weissmuller als Tarzan. Als "Conan, der Barbar" wurde er selbst 1982 weltweit bekannt. Als "Terminator" katapultierte er sich drei Jahre später in Hollywoods Topriege. In den Komödien "Twins" und "Kindergarten Cop" brachte er das Publikum auch zum Lachen.

Nach dem Ende seiner Gouverneursamtszeit und seiner Ehe stürzte sich der Action-Star schnell wieder auf Filmrollen. Zuletzt griff er in "The Expendables 2" zur Waffe. Der Western "The Last Stand" ist bereits im Kasten. Mit Stallone dreht er den Thriller "The Tomb" und er hat auch schon den Zuschlag für "Ten" erhalten. Da konnte Schwarzenegger sein "Terminator"-Motto "I'll be back" wieder einmal umsetzen.

Und irgendwie glaubt er auch noch an ein Happy End in dem eigenen Beziehungsdrama, mit einer Rückkehr zu seiner Familie. "Ich liebe Maria noch immer. Und ich bin ein Optimist", beteuert der 65-Jährige. Man könne das sicher "Nichtwahrhabenwollen" nennen. "Aber so arbeitet mein Verstand eben."

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort