Elektromobilität E-Auto aus NRW nimmt endlich Fahrt auf

Der e.GO „Life“ geht in Serie. Ministerpräsident Armin Laschet nahm in Aachen den ersten Wagen in Empfang. Weil Zulieferer die Kontrollen bei Autoherstellern seit dem Dieselskandal verschärft haben, startet die Auslieferung des Stadtautos später als geplant.

 Ministerpräsident Armin Laschet ist einer der ersten Käufer des e.GO.

Ministerpräsident Armin Laschet ist einer der ersten Käufer des e.GO.

Foto: Harald Krömer

Der Elektroautobauer e.GO bringt sein Stadtauto „Life“ auf die Straße: Das Aachener Unternehmen lieferte nun die Fahrzeuge aus. Zu den ersten Käufern gehört Ministerpräsident Armin Laschet, er nahm in seiner Heimatstadt den kleinen Blauen in Empfang. Uni-Rektor Ulrich Rüdiger bekommt das Elektromobil für die Hochschule geschenkt. Bislang sind 3300 Wagen vorbestellt, wegen technischer Verzögerungen können bis Herbst aber nur 1000 Wagen produziert werden, hieß es.

Die e.GO Mobile AG wurde 2015 von Günther Schuh gegründet, der zuvor schon den Post-Elektrolieferwagen Streetscooter entwickelt hatte. In dem Unternehmen auf dem Campus der Universität Aachen arbeiten 450 Mitarbeiter. Seit vielen Jahren ist Schuh Professor an der RWTH und Direktor am Werkzeugmaschinenlabor. Er ist aber auch Pionier für emissionsfreie Fahrzeuge und Vorstandschef des Unternehmens e.GO, der in Aachen/Rothe Erde seine Produktionshallen errichtet hat.

Der e.GO „Life“ ist das erste Baby des Unternehmens. Eigentlich sollte das Stadtauto schon seit November auf den Straßen unterwegs sein. Dass es anders gekommen ist, hat mit dem Dieselskandal zu tun. Die Zulieferer haben die Regeln verschärft, ihr Misstrauen gegenüber großen Autoherstellern ist gewachsen. Und so überprüfen sie nun auch, wie ihre Teile in den Autos eingebaut und genutzt werden. Und das gilt nicht nur für Diesel-Hersteller, sondern auch für e.GO.

Günther Schuh sagt, dass der Dieselskandal nicht dazu geführt habe, dass die bundesweite Nachfrage nach emissionsarmen Fahrzeugen generell gestiegen sei. Vielmehr interessiere sich der Kunde für „attraktive, bezahlbare Mobilität“.

Die Verzögerung bei der Auslieferung hat aber Spuren hinterlassen: 3300 Fahrzeuge werden in den nächsten Monaten übergeben, aber weitere 1000 Elektroauto-Fans haben ihre Bestellungen in den vergangenen Wochen storniert. Manchmal wurde die Abbestellung mit unfreundlichen Begleitschreiben verziert. „Nicht jeder kennt die Hintergründe der Verzögerung, die wir nicht beeinflussen können“, sagt Schuh. 30 bis 35 Millionen Euro habe diese Phase gekostet. „Für eine junge, kleine Firma ist das eine zusätzliche Herausforderung“, so der Vorstandschef. Kompensiert wurde der Fehlbetrag mit einer schon vorher geplanten Kapitalerhöhung der Aktionäre.

Und was bietet das neue Auto? Knappe Haube, putzige Kulleraugen-Scheinwerfer und ein kurzes Heck – so ist der erste optische Eindruck. In den Kofferraum passen zwei Kästen Sprudel. Fahrer und Beifahrer sitzen bequem und leicht erhöht. Der „Life“ ist als Viersitzer zugelassen. Wer hinten einsteigen will, muss beim Zweitürer schon biegsam sein. Die Beinfreiheit auf den hinteren Plätzen ist eingeschränkt, was bei Stadtfahrten aber kein großes Manko ist. Der Elektromotor nimmt geräuschlos Fahrt auf, das maximale Drehmoment wird sofort erreicht. Der kleine Wendekreis macht sich im Stadtverkehr bezahlt. Mehr als 100 Kilometer kann der kleine Stromer am Stück zurücklegen. Aufgeladen werden kann er auch über ein herkömmliches Stromkabel.

Die Bundesregierung vergütet die Anschaffung solcher Elektroautos mit einer Umweltprämie von 4000 Euro. Die Förderung läuft im Juni aus, soll aber wohl verlängert werden.

Die auslieferungsfreie Zeit hat e.GO genutzt: Noch bevor die Aachener ein eigenes Fahrzeug auf die Straße brachten, öffnete Volkswagen seinen neuen Modularen Elektrifizierungsbaukasten. Nun ist e.GO der erste externe Industriepartner, der damit arbeiten darf. Am Standort Aachen sollen ab Mitte 2021 jährlich etwa 5000 VW-Fahrzeuge gebaut werden. Der neue Absatzkanal schafft Planungssicherheit. Der angestrebte Zwei-Schichtbetrieb könnte bei e.Go früher als geplant einsetzen. Spätestens ab 2020 sind dann weitere Mitarbeiter notwendig.

Günther Schuh wird den „Life“ für seine Frau, seine Tochter und auch für seinen Vater anschaffen. Der Senior hatte dem Junior vor vielen Jahrzehnten ein Kettcar gebaut und damit die Leidenschaft für Fahrzeuge geweckt. Wenn Werner Schuh Ende Mai feiert, wird sein Sohn mit seinem E-Fahrzeug in der Einfahrt stehen – als Geschenk zum 100. Geburtstag.

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