Von Soundgenerator bis Sternenhimmel Echt skurriles Auto-Zubehör

Düsseldorf · Mit V8-Sound aus dem Radio hört sich auch ein VW Polo wie ein Sportwagen an. Oder darf es ein Picknick-Modul für den Kofferraum sein? Kostet ungefähr so viel wie ein Kompakt-SUV, beweist aber Stil. Die Welt des Auto-Zubehörhandels ist bunt und manchmal teuer.

Sternenhimmel, Motorsound, Picknick-Modul - skurriles Autozubehör
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Foto: dpa, loe

Immer genügend Saft: Mit einer Powerbank überbrücken Digitalnomaden und andere Dauernutzer von Handys und Tablets Zeiten, in denen länger keine Steckdose in Sicht ist. Mittlerweile gibt es die Akkuriegel auch für Autofahrer.

Ist die Batterie leer, versprechen sie Starthilfe. Das ist nur ein Beispiel, denn der Handel bietet eine schier unübersichtliche Vielfalt an Auto-Extras. Manche sind praktisch, andere skurril.

Dazu zählen Soundgeneratoren für den Zigarettenanzünder, die über einen FM-Transmitter V8-Sound an die Lautsprecher schicken: Jeder Kleinwagen kann so, zumindest akustisch, auf Sportwagen machen.

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Für Schwimmernaturen, die sich schon immer mal einen Föhn im Auto wünschten, gibt es einen Haartrockner, der den Strom über die gleiche Buchse bezieht. Im Netz tummeln sich Online-Shops, die derlei führen.

Auch ein Tablett für Essen und Getränke, einhängbar im Lenkrad, lässt sich über das Internet bestellen. Für Menschen, die viel unterwegs sind, vielleicht ein praktisches Gadget. Doch natürlich darf es nur genutzt werden, wenn das Auto steht, warnt Thomas Schuster, Prüfingenieur bei der Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation KÜS in Losheim am See.

Denn alles, was nicht niet- und nagelfest ist, kann prinzipiell zum Verletzungsrisiko werden, ergänzt Arnulf Thiemel vom ADAC Technik Zentrum. Das gilt für größere Teile, die man an den Zigarettenanzünder anschließt ebenso wie für Bluetooth-Einrichtungen zum Befestigen an der Sonnenblende oder den klassischen Wackeldackel und dessen moderne Entsprechung, die Wackelkatze. Bei einem Unfall können sie sich lösen und im Auto umherschleudern. "Wenn so ein Teil Insassen am Kopf trifft, wird es bitter", sagt Thiemel.

Generell können Autofahrer davon ausgehen, dass Dinge vom Autohersteller sicherer sind als Nippes aus dem Internet wie etwa Becherhalter mit Wankausgleich oder Alarmanlagen mit besprechbaren Sprachchips: Die sollen mögliche Diebe durch direkte Ansprache nach dem Motto "Hey Du, komm' mir nicht zu nah!" abschrecken.

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"Beim Originalzubehör ist zu erwarten, dass die Sicherheitsvorschriften der Hersteller mit eingeflossen sind", sagt Thiemel. Nur schlage sich das auch im Preis nieder.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Thema Pause und Picknick, dem sich auch mancher Edelhersteller, vor allem aus Großbritannien, angenommen hat. Denn dort haben so genannte "Tailgate Lunches" Tradition. Man breitet zur Stärkung etwa nach einer Wanderung oder der Jagd das Essen bei offener Klappe im Kofferraum aus.

Für das Bentley-SUV Bentayga gibt es nach Auskunft des Herstellers für satte 24.990 Euro eine passgenaue Picknick-Einheit für den Kofferraum mit Champagner-Halter und französischem Porzellan zu kaufen. Noch teurer wird das entsprechende Extra bei Rolls-Royce.

Manchem Autofahrer genügt womöglich aber ein normaler Picknickkorb, den man aus einer Kühl- und Warmhaltebox bestücken kann, die es zum Beispiel bei VW für 150 Euro gibt.

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Foto: KÜS

Und Freunde von koffeinhaltigen Heißgetränken macht vielleicht eine Hand-Espressomaschine glücklich, die mit Pads funktioniert, und den Geldbeutel bei einem Preis von 130 Euro ebenfalls nicht überstrapaziert. Nach dem Gebrauch sollte alles wieder sicher verstaut werden, mahnt Thiemel.

Auch eher in der Oberklasse finden sich komplexe Luftreinigungs- und Beduftungsfunktionen. Mit Duftspendern für den Zigarettenanzünder sind aber auch Kleinwagenfahrer und Besitzer älterer Autos nicht mehr auf den guten alten Wunderbaum am Rückspiegel angewiesen.

Eine Sitzheizung oder die Massagefunktion lässt sich einfach nachrüsten - mittels elektrischer Sitzauflagen. Nur sollte man darauf achten, dass sie vorhandene Seitenairbags nicht behindern, so die Experten.

Teils sind Gadgets aber schlicht illegal und verstoßen gegen die Straßenverkehrszulassungsordnung. In Paragraf 30 heißt es: "Fahrzeuge müssen so gebaut und ausgerüstet sein, dass ihr verkehrsüblicher Betrieb niemanden schädigt oder mehr als unvermeidbar gefährdet, behindert oder belästigt."

Das gilt zum Beispiel für Handyhalterungen, die nicht - wie üblich - für Frontscheibe oder Lüftungsschlitze gedacht sind, sondern sich am Lenkrad befestigen lassen. "So etwas ist nicht erlaubt", sagt Schuster. "Wenn der Airbag auslöst, drückt sich das Handy ins Gesicht." Es könnte außerdem das Lenken behindern.

Ein Klassiker der verbotenen Dinge ist blaues Licht. Egal wo, ob am Unterboden oder im Fahrzeuginnenraum abgebracht: Wenn es von außen zu sehen ist, ist es tabu. "Blaulicht ist Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten vorbehalten."

So sei blaues Ambientelicht am Dachhimmel verboten, im Fußraum aber erlaubt, da dies nicht nach außen leuchtet. Das gilt auch für den mittels dezenter Leuchtmittel zum Sternenhimmel gewordenen Dachhimmel, bei Rolls-Royce zu haben und auch im Opel Adam Jam - laut Hersteller für 330 Euro. Lichterketten für den Innenraum können andere Verkehrsteilnehmer wiederum verwirren oder zu unerwünschten Reflexionen in den Scheiben führen.

Generell besteht jedoch bei allen Zubehörteilen, die ihren Strom über den Zigarettenanzünder beziehen, ein weiteres Risiko: Sie können die Startbatterie leersaugen. "Beim Verlassen des Fahrzeugs sollte man sie aufstöpseln", rät Thiemel.

Und sollte man das einmal vergessen, dann gibt es immer noch die eingangs erwähnten Powerbanks, die KÜS-Ingenieur Schuster für "eine tolle Sache" hält. Allerdings genüge deren Kapazität zum Überbrücken von Dieselfahrzeugen oft nicht. Er rät deshalb zu hochwertigen Produkten. Und noch eine Einschränkung gibt es: Bei Kälte im Auto gelagert, entladen sich die Powerbanks schnell.

(dpa)
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