Erkältungssaison Warum gerade alle husten und niesen

Düsseldorf · Wenn die Temperaturen sinken und Weihnachten naht, beginnen die ersten sich zu schnäuzen und zu husten. Aber hat die Grippewelle wirklich schon begonnen? Wir geben Antworten.

 Links ist die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen in der 47. Kalenderwoche zu sehen. Rechts in der 48. Kalenderwoche. Dass sich die Erreger zunehmend in Deutschland ausbreiten, ist an der wachsenden Zahl türkisfarbener und grüner Flächen zu sehen.

Links ist die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen in der 47. Kalenderwoche zu sehen. Rechts in der 48. Kalenderwoche. Dass sich die Erreger zunehmend in Deutschland ausbreiten, ist an der wachsenden Zahl türkisfarbener und grüner Flächen zu sehen.

Foto: Arbeitsgemeinschaft Influenza Robert-Koch-Institut

Kollegen, Freunde, Familie - in diesen Tagen verschwinden viele tagelang in ihrem Schlafzimmer, um eine Grippe oder Erkältung auszukurieren. Scheint, als hätte die Grippewelle dieses Jahr ungewöhnlich früh begonnen. Aber ist das wirklich so? "Die Grippezahlen in Deutschland steigen zwar langsam, aber für die Grippewelle ist es noch etwas früh", sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut. "Die beginnt üblicherweise im Januar." Wer nun protestiert, weil er den Eindruck hat, ungewöhnlich viele Menschen um ihn herum seien krank, der irrt trotzdem nicht.

"Was jetzt deutlich gestiegen ist, sind die Atemwegserkrankungen, die nicht durch den Grippe-Virus Influenza ausgelöst werden", sagt Glasmacher. "Die Zahl der sogenannten grippalen Infekte in Deutschland hat also zugenommen." Schnupfen, Gliederschmerzen und Heiserkeit sind typische Symptome eines grippalen Infekts.

Auf der Webseite Grippeweb.rki sammelt das Institut Daten zur Aktivität von Atemwegserkrankungen in Deutschland. Die für die Bevölkerung in Deutschland geschätzte Rate von Personen mit einer neu aufgetretenen akuten Atemwegserkrankung (mit Fieber oder ohne Fieber) sei in der 48. Kalenderwoche (27.11. bis 03.12.2017) im Vergleich zur Vorwoche gestiegen (7,3 Prozent; Vorwoche: 6,5 Prozent), heißt es dort. "Und das ist schon eine recht hohe Zahl", sagt Glasmacher zu den Daten.

Ungewöhnlich ist so ein Anstieg zu dieser Jahreszeit allerdings nicht. Das zeigt die Entwicklung der Atemwegserkrankungen im Jahresvergleich. "Wir haben immer im Herbst, im Dezember und dann wieder im Januar einen Anstieg von Atemwegserkrankungen. Insofern ist der Anstieg jetzt nicht besorgniserregend", sagt Glasmacher.

 Die Grafik zeigt die Aktivität der Atemwegserkrankungen im Vergleich zu den letzten Jahren. Spitzen entstehen jährlich im Herbst, im Dezember und Anfang des neuen Jahres.

Die Grafik zeigt die Aktivität der Atemwegserkrankungen im Vergleich zu den letzten Jahren. Spitzen entstehen jährlich im Herbst, im Dezember und Anfang des neuen Jahres.

Foto: Grippeweb Robert-Koch-Institut

Ja, Senioren, Menschen mit Vorerkrankungen und Schwangere im ersten Drittel der Schwangerschaft sollten sich auch jetzt noch impfen lassen. Sinnvoll ist das, weil bis zur Wirksamkeit der Impfung zwei Wochen vergehen, so dass also trotz Spritze ein Grippeausbruch auftreten kann. Wer sich jetzt impfen lässt, hat also bis zum erwarteten Beginn der Grippewelle im Januar vollen Impfschutz.

Ein einfacher aber sehr wirkungsvoller Tipp ist das Niesen in die Armbeuge. "Das klingt zwar witzig", sagt Infektiologin Annette Jurke vom Landeszentrum Gesundheit NRW, "aber es verhindert sehr wirksam die Ausbreitung von Viren und Bakterien." Wer in die Hand niest, bringt die Erreger auf einen feuchten Boden, auf dem sie sich gerne vermehren. Anschließend werden Türklinken angefasst und Hände geschüttelt, so dass sich die Erreger leicht auf andere Menschen verteilen können. "Außerdem fasst man sich mit den Händen regelmäßig an Nase und Augen, das kann man fast gar nicht verhindern, und dann wandern die Erreger über die Schleimhäute in den Körper", sagt Jurke. Wird in die Armbeuge genießt, landen die Viren dagegen auf dem trockenen Stoff und bleiben dort auch. Denn mit der Armbeuge lässt sich nichts anfassen. Weitere Hygienetipps der Expertin sind regelmäßiges Händewaschen und das Nutzen von Papier- anstatt Stofftaschentüchern.

(ham)
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