E-Zigarette, Shisha, Kaugummis Wie schädlich ist welcher Zigarettenersatz?

Heidelberg · Rauchen ist eine der gesundheitsschädlichsten Gewohnheiten überhaupt. Aus diesem Grund suchen viele Raucher nach gesünderen Alternativen. Aber ist die E-Zigarette, die Shisha oder der Nikotin-Kaugummi wirklich eine bessere Option?

 Auch nur mit Aromaliquids befüllt sind E-Zigaretten alles andere als gesund.

Auch nur mit Aromaliquids befüllt sind E-Zigaretten alles andere als gesund.

Foto: dpa, Friso Gentsch

E-Zigarette und E-Shisha — beide gibt es in vielen Designs, bei beiden dampft es, statt zu brennen. Was unterscheidet sie eigentlich? "Nichts", sagt Dr. Katrin Schaller vom WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle beim Deutschen Krebsforschungszentrum. "Hinter beiden Produkten verbirgt sich ein Plastikröhrchen, in dem eine Flüssigkeit, ein Liquid, verdampft wird."

Das sind entweder pure Aromazusätze oder solche mit Nikotin. Doch gesund ist beides nicht. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät auch von dieser Art des Rauchens schon lange ab. In ihrer Begründung heißt es: "Ähnlich wie bei E-Zigaretten bestehen mögliche Gesundheitsgefahren hinsichtlich der verwendeten Inhaltsstoffe."

Das steckt drin: Hauptbestandteil der Inhalationsprodukte ist Propylenglykol. Es wird auch Kosmetika und Lebensmitteln als Lösungsmittel zugesetzt. Propylenglykol wird aber beispielsweise auch zur Enteisung von Flugzeugen verwendet. Daneben enthalten Liquids Aromastoffe, die beim Dampfen in bedenklicher Menge aufgenommen werden können.

Eine Studie der Portland State University in den USA kam zu dem Ergebnis, dass sogar bei vorgesehenem Gebrauch der E-Glimmstängel der empfohlene Höchstwert für diese Stoffe überschritten wird. Ein weiteres Problem: Die Aromen sind bei Lebensmitteln für die orale Aufnahme zugelassen. In den E-Zigaretten aber werden sie verdampft und eingeatmet. Welche gesundheitliche Auswirkung diese Konsumform hat, ist für die meisten Aromen unbekannt.

Mögliche Folgen des Propylenglykols:

Nach Informationen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) kann es durch den Stoff zu folgenden Problemen kommen: Atemwegsreizungen, Husten und eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion und Augenreizungen.

Mögliche Folgen der Aromastoffe:

Manche Aromastoffe — vor allem Menthol — sind ebenso wie Zimtaldehyd, Kumarin, Eugenol, Linalool, Benzylalkohol und Anisalkohol als Allergieauslöser bekannt. Die Aromen Diacetyl und Acetylpropionyl, die vor allem in Liquids mit süßen Geschmacksrichtungen gefunden wurden, können bei Inhalation Atemwegserkrankungen verursachen.

Mögliche Folgen von Nikotinkonsum:

"Auch Nikotin ist nicht ganz so harmlos, wie manche glauben", sagt Katrin Schaller. Es beeinflusst im Körper zahlreiche Prozesse, kann abhängig machen und ist in hoher Dosis giftig. Die zum Teil verlockend nach Süßigkeiten oder Früchten duftenden Liquids sind teilweise so hoch konzentriert, dass es bereits Vergiftungsfälle bei Kindern gab, die es versehentlich tranken. "Die Zahl solcher Fälle ist in den letzten Jahren gestiegen", sagt Schaller. Zudem geht man auf der Basis von Tierversuchen davon aus, dass der Nikotinkonsum weitere Risiken mit sich bringt: Nikotin kann das Immunsystem schwächen, Arteriosklerose — also das Verstopfen der Venen — auslösen und das Wachstum von Tumoren fördern. Außerdem wird diese Substanz in einer Schwangerschaft konsumiert, kann das sie das heranwachsende Kind schädigen. Außerdem wird sie mit Verhaltensstörungen in Verbindung gebracht. Überdosiert kann Nikotin zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit und Schlaflosigkeit führen.

Mögliche Folgen durch übrige Liquidsubstanzen:

Im Aerosol befinden sich unter anderem Substanzen wie Formaldehyd, Benzol und Nitrosamine. Sie entstehen bei der Verdampfung in geringer Konzentration und gelten als möglicherweise krebserregend. Im Aerosol finden sich zudem das krebserregende Cadmium, Nickel und Blei, gesundheitsschädliches Kupfer sowie Aluminium. Letzteres kann die Lungenfunktion beeinträchtigen.

Fazit: "Zwar ist die E-Zigarette im Vergleich zur herkömmlichen Zigarette weniger schädlich, weil hier keine Verbrennungsstoffe entstehen. Doch auch das Erhitzen lässt Schadstoffe frei werden", sagt Schaller. "Auch nikotinfreie E-Zigaretten und E-Shishas schaden der Gesundheit. Selbst wenn sie nach Schokolade oder Himbeere schmecken, sind sie nicht harmlos und senken zudem die Reizschwelle, auf normale Zigaretten umzusteigen", sagt die Staatssekretärin des Familienministeriums, Caren Marks. Erste Studien aus den USA legen nahe, dass das Rauchen von E-Zigaretten innerhalb eines Jahres aus Teenagern Rauchen machen kann.

Knapp ein Drittel der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren hat schon einmal Wasserpfeife geraucht, so hält es der Tabakatlas Deutschland 2015 des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) fest. Sie funktionieren über das Verschwelen von Wasserpfeifentabak auf Kohle. "Das Rauchen solcher Wasserpfeifen ist genauso schädlich wie das Rauchen von Zigaretten", sagt Katrin Schaller. Viele unterliegen dem Irrglauben, der Rauch werde durch den Wasserdampf gereinigt und somit schädliche Substanzen herausgefiltert. Dabei kann es sogar gesundheitsschädlicher sein, denn "eine Wasserpfeifensitzung entspricht dem Rauch von 100 Zigaretten", so das DKFZ.

Das steckt drin: Neben Nikotin enthält Wasserpfeifentabak "mindestens 82 schädliche Substanzen, darunter 27, die Krebs erzeugen oder im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen", so das DKFZ. Neben giftigen Metallen atmet man mit dem Rauch zudem Kohlenmonoxid und lungengängige Partikel ein.

Mögliche Folgen: Der Rauch von Wasserpfeifenzubereitungen ohne Tabak enthält abgesehen vom Nikotin dieselben Stoffe wie der Rauch von normalem Wasserpfeifentabak. Einige Schadstoffe entstehen beim Verbrennen der Kohle in der Pfeife, andere "beim Verschwelen der Wasserpfeifenmischung, auch wenn diese tabakfrei ist", so Schaller. So zum Beispiel Teer, der die Lungenbläschen verklebt. Shisha-Rauchen erhöht nach Informationen des DKFZ das Risiko an verschiedenen chronischen Krankheiten zu erkranken. Enthalten die Zusätze Nikotin, droht zudem die Abhängigkeit.

Fazit: Das Rauchen einer Wasserpfeife steigert das Risiko für Lungen-, Speiseröhren und Magenkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Atemwegskrankheiten, informiert das Robert-Koch-Institut. Nach Auffassung der Experten liegt die Vermutung nahe, dass der fruchtig-süße Geschmack des Shisha-Rauchs den Einstieg in das Zigarettenrauchen begünstige. Eine aktuelle Studie belegt, dass "der Wasserpfeifenkonsum von vielen Jugendlichen oft nicht als "Rauchen" wahrgenommen wird".

Neben E-Zigaretten und klassischen Glimmstängeln gibt es eine Vielzahl von Produkten, denen ein verringertes Gesundheitsrisiko nachgesagt wird. Zu ihnen zählen zum Beispiel Exoten wie Schnupf- und Kautabak. Bei ihnen handelt es sich um Tabakmischungen, die ebenfalls verschiedene Aroma- und Zusatzstoffe beinhalten, und auch gesundheitsbedenkliche Substanzen wie Nikotin, Nitrosamine und Schwermetalle, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Im Vergleich zu Rauchtabak stuft das BfR das von ihnen ausgehende gesundheitliche Risiko jedoch als "deutlich geringer" ein, da beim Konsum keine Verbrennungsprodukte entstehen. Studien weisen jedoch auf ein häufigeres Auftreten spezifischer Krebserkrankungen wie solchen im Mundbereich hin.

Eine medizinische Zulassung zur Raucherentwöhnung haben Nikotinkaugummis, Nikotinpflaster, -tabletten, -nasenspray und —inhaler. Sie sind als Ersatzprodukte für einen Rauchstopp geeignet. "Die Gesundheitsrisiken durch das Nikotin sind im Vergleich mit den Gesundheitsgefahren des Rauchens vernachlässigbar", sagt Schaller. Zumal die Produkte nur für einen begrenzten Zeitraum eingesetzt werden sollen. "Gleichzeitig versuchen viele mit E-Zigaretten eine Rauchentwöhnung zu schaffen", sagt die Expertin des DKFZ.

"Die meisten Menschen hören einfach mit dem Rauchen auf und nehmen keine Alternativprodukte zur Hilfe", sagt Schaller. Wer das nicht schafft, dem rät sie zu einer Verhaltenstherapie und einem individuell gewählten Produkt zur Nikotinentwöhnung. "Das wirkt am nachhaltigsten", so Schaller. Denn die Erfahrung zeigt: "Etwa die Hälfte der Raucher schafft es dauerhaft aufzuhören.

(wat)
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