Am Comer See urlauben die Stars

George Clooney, Donatella Versace und Rupert Murdoch besitzen Traumvillen am Comer See. Doch nicht nur zum Ausruhen lädt der See in Oberitalien ein: Filmemacher George Lucas drehte in der idyllischen Landschaft sogar einen Teil der Jedi-Saga "Star Wars".

Como George Clooney wohnt in Laglio. Der Ort zwischen Carate Urio und Brienno am Westufer des Comer Sees wird durch die im Berghang verlaufende Umgehungsstraße entlastet. Deswegen ist es hier einigermaßen ruhig. Nur die blauen Überland-Busse rumpeln durch die engen Kurven und hupen ständig. Die hohen Mauern der Clooney-Villa aus dem 19. Jahrhundert halten Neugierige und Fans ab. Einblicke sind kaum zu erhaschen. Gut möglich, dass der 50-jährige Clooney gar nicht zuhause ist. Am Bushäuschen stehen Kritzeleien: "George, you're my reason to survive." Hinter einem Eisengitter an einem Fenster des Nebengebäudes der Villa ist ein Briefumschlag, adressiert an "Signor Clooney".

Der Hollywood-Star kaufte vor einigen Jahren seine Villa Oleandra für angeblich acht Millionen Dollar. Clooney ist nicht der einzige Promi am See. In Moltrasio nahe der Clooney-Villa wohnt die Modeschöpferin Donatella Versace. Ihr 1997 in Miami erschossener Bruder Gianni hatte in den neunziger Jahren die Villa Fontanelle erworben.

Der britische Unternehmer Richard Branson von Virgin Air kaufte sich eine Villa in der ruhigen Ortschaft Lenno. Medienunternehmer Rupert Murdoch, Staatschef Silvio Berlusconi und Fußballer wie Gianluca Zambrotta, Adriano und Christian Vieri haben sich am See niedergelassen.

Der Comer See liegt wie ein umgekehrtes Ypsilon im Vorgebirge des Alpenkamms. Die westliche, zur Schweiz gewandte Seite ist die Schauseite mit schmuckvollen Villen, Parkanlagen und gepflegten Dörfern. Das östliche Ufer ist das weniger bekannte mit kleinen Bergdörfern, die wie Vogelnester in Baumwipfeln zu hängen scheinen. In der Mitte, am Treffpunkt der drei Ypsilonteile, schmiegt sich der Ort Bellagio an sanft abgerundete Bergkegel. Respekt für die Privatsphäre, Ruhe und eine geographisch günstige Lage zwischen Mailand und der Schweiz machen aus dem Comer See ein Paradies für Reiche und Millionäre.

Die Villa Melzi bei Bellagio verdankt einen Teil ihrer Pracht der Villa Carlotta am gegenüberliegenden Westufer in Cadenabbia: Die zwei Anwesen ergänzen sich zu einem harmonischen und beeindruckenden Bild. Im Mai blühen die Azaleen und Rhododendronbüsche im Melzi-Park und wetteifern mit den Stauden und Rabatten in der Carlotta-Anlage. Die Schauseiten der Prachtvillen sind zum See hin angelegt. So können sich die beiden Pretiosen gewissermaßen ins Gesicht sehen. Weite Treppen führen ans Wasser. Frauen spielten in beiden Häusern eine Rolle. Die Liebe und die Lebensart sowieso. Charlotte, die Tochter von Prinzessin Marianne von Preußen, erhielt den 1747 errichteten Palazzo Carlotta als Hochzeitsgeschenk.

Geraden Blicks wird das Auge von dort zur Villa Melzi geführt. Es ist ein blendend weißer, stattlicher Bau, der 1808 in den edlen, zurückhaltenden Formen des Klassizismus entstand. Der Ausblick aus dem Pavillon in der Parkanlage der Melzi-Villa auf den See wirkt wie ein Gemälde einer vollendeten Landschaft. Das muss Konrad Adenauer veranlasst haben, sein Kanzleramt regelmäßig im Sommer für einige Wochen nach Cadenabbia zu verlegen. In Nachbarschaft zur Carlotta mietete der Rhöndorfer Rosenzüchter eine Villa. Beim Boccia-Spiel erholte er sich von der Bonner Politik und machte gleichzeitig Politik aus der schönen Welt des Lario heraus.

"Das Lario ist die idealste Landschaft in Europa", behauptet Seidenmaler Facheris bei einem Capuccino. Das milde Klima, die Kultiviertheit, die hohe Wirtschaftskraft, der Freizeitwert des Sees für Angler, Surfer, Taucher und Schwimmer, die guten Einkaufsmöglichkeiten in Como, die Nähe zur 50 Kilometer entfernten Metropole Mailand und die Anziehungskraft hinzugezogener Berühmtheiten geben dem Lokalpatrioten aus Como recht.

Auch auf George Lucas muss diese Traumlandschaft gewirkt haben. Der Produzent der Star-Wars-Filme hat sich die Gegend unter anderen als Filmkulisse für seinen Klassiker "Episode 2 – Angriff der Klonkrieger" ausgesucht. Einer der teuersten Streifen der Filmgeschichte mit Bildern ferner Planeten und Galaxien hat sich die irdisch so vollkommenen Ufer des Comer Sees ausgewählt. Lucas' weiteres Jedi-Epos mit dem Kanadier Hayden Christensen als herangewachsenem Jedi-Ritter Anakin verspricht Action, Liebe, Abenteuer, Gefahr und über allem eine überwältigende Optik. Diese fand Lucas in der öffentlichen Badestelle von Tremezzo, die seit kurzem ein schickes Cafe neben dem kleinen Kunstpavillon und dem Neptunbrunnen erhielt.

Auch die anderen frei zugänglichen Badeorte bei Ossuccio oder zwischen Laglio und Brienno am Westufer sind mehr als nur Einstiegsorte ins Wasser. In Ossuccio kann man nach dem Baden unter Olivenbäumen an einem Steintisch essen. Mit Blick auf den schmuckvollen alten Glockenturm aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Und bei Laglio – in der Nähe von Clooneys Anwesen – an der schmalsten Stelle des Sees gehört das Kieselfeld am Wasser zum Kirchgarten. An diesem Punkt kann man zum anderen Ufer hinüber- schwimmen. Diese rund zwei Kilometer breite Stelle ist zugleich die tiefste des Sees. 400 Meter geht es dort in die dunklen Tiefen des Sees, aus denen wahrscheinlich ein großer Teil des Wassers von bislang unerforschten Quellen sprudelt.

(RP)
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