Chalkidiki Die drei Finger des echten Griechenlands

Wer weniger Touristen und mehr vom echten Griechenland erleben möchte, der besucht die Chalkidiki im Norden des Landes und erfährt eine wunderbare Abwechslung zwischen Abenteuer und Erholung.

 Traumhafte Buchten, Inselchen und Strände finden sich in Vourvourou.

Traumhafte Buchten, Inselchen und Strände finden sich in Vourvourou.

Foto: Björn Lange

Die Chalkidiki - das sind die drei Finger, die in die Ägäis hineinragen. Die Reise beginnt im Westen der Halbinsel auf der Kassandra. Der linke der drei Finger ist touristisch am besten erschlossen und zieht seit den 1960er Jahren viele junge Gäste an.

Denn in den Örtchen, besonders an der Ostküste, gibt es ein reges Nachtleben, viele Hotels und schöne Sandstrände. Das Land ist lieblich grün und hübsch geschwungen. Aber es geht auch anders: Panagiotis Nikitas bittet zum Tanz, hält die Türen seines Land Rovers auf und verspricht das ursprüngliche Griechenland.

Der Weg führt querfeldein durch Äcker und hügelige Olivenhaine. Die Blätter der knorrigen alten Ölbäume schimmern silbrig in der Sonne. Dazwischen reifen die unscheinbaren Früchte, aus denen die Bauern ihr wertvollstes Produkt gewinnen: Olivenöl. Weiter geht es durch einen kühlen Wald aus Pinien und Eichen.

Der Land Rover holpert mit quietschenden Sitzfederungen über zerklüftete Felsen. Geröll, Steine, Sand - die ganze Piste besteht aus Schlaglöchern, und Panagiotis versucht sie alle mitzunehmen. Obwohl der Wagen nur langsam fährt, schaukelt er wie ein Ozeandampfer bei Sturm. Die Wege winden sich wie tiefe Furchen durch das grün gebürstete Land. Ein Hund, eine Ziege, Slalom, alles gut.

Nächster Halt: eine kleine Kirche von 1925 mitten im Nichts. Dann geht's steil bergab: Eichen, Ziegen, Schlaglöcher und Hühnerslalom. Noch eine kurze Fahrt durch ein trockenes Flussbett, dann ist das Örtchen Possidi am westlichsten Zipfel der Kassandra erreicht. Der Rover bringt uns bis an die Spitze des Strandes, der von zwei Seiten umspült wird. Der warme Seewind lässt die Wellen an den Strand klatschen, und hinter der Wellenlinie spielen einige Kitesurfer mit Wind und Wasser. Schön hier.

Viel Zeit ist nicht, denn der zweite Finger wartet, die Sithonia. Wenn man so will ist es die garstige Schwester der schönen Kassandra. Sie ist rauer, felsiger, schroffer - und somit perfekt für das nächste Abenteuer. Nach einem Spaziergang durch das Dörfchen Agios Nikolaos an der Ostküste geht es runter zum Hafen, wo bereits die Eleni III wartet. Auf der schneeweißen 17-Meter-Motoryacht empfangen uns Kapitän Panos Panagiotidis, seine Frau Eleni und deren beiden Töchter, die aussehen wie griechische Göttinnen.

Panos begrüßt seine Gäste mit einem herzlichen "Moin". Viele Jahre hat er in Oldenburg gelebt, ehe es ihn wegen des Wetters und der Göttinnen nach Griechenland zog. Heute lebt der Diplomingenieur wie die meisten seiner Landsleute direkt oder indirekt vom Tourismus. Wenn sonst in diesem Land in dieser Zeit nichts mehr sicher ist: Die Sonne kommt wieder. Zwischen Ostern und Anfang Oktober bringt Panos Touristen in die kristallklaren Gewässer von Vourvourou zu traumhaften Buchten, Inselchen und Stränden. Und im Winter? "Da hoffen wir aufs Lotto", sagt er.

Aber heute ist heute, heute ist es warm und Panos macht die Leinen los. Es folgt ein Wellenritt der allerfeinsten Sorte. Gegen den frischen Seewind pflügt der Captain durch die Ägäis. Die zwei 1050-PS-Maschinen rühren das Meer ordentlich um. Nach lauten, wilden und unvergesslichen Minuten landet die Yacht in einer traumhaften Lagune, die aussieht wie ein schwedischer Schärengarten. Beim Schwimmen zwischen den Inselchen bei Diaporos ist die Welt in Ordnung. Da stört es nicht einmal, dass Panos abwechselnd Musik von Abba und Modern Talking auflegt.

Es ist ein Jammer. Der Zutritt zum dritten Finger der Chalkidiki, Mount Athos, bleibt uns verwehrt. Die autonome Mönchsrepublik darf nur von männlichen Pilgern für maximal vier Tage bereist werden, die ihr Kommen angekündigt und sich rechtzeitig ein Visum besorgt haben. Aber auf die vorgelagerte Insel Ammouliani dürfen wir, und allein die Überfahrt von Tripiti mit der klapprigen Autofähre ist ein Erlebnis. Ein halbes Dutzend Männer weist wild winkend und schreiend mehreren Autos gleichzeitig den Weg aufs Schiff. "Ela, ela, ela, hop", brüllen sie, was sehr frei übersetzt so viel bedeutet wie "Komm, komm, komm, stopp"! Stoppen darf der Fahrer aber erst, wenn sein Auto dem vor ihm stehenden Wagen ein Bützchen gegeben hat.

Auf der Insel ist es angenehm ruhig, obwohl das 600-Seelen-Eiland im Sommer auf 6000 Einwohner anschwillt. Es gibt nur drei Hotels, viele private Ferienwohnungen und Appartements, aber keine Bettenburgen. Nur noch zehn Fischerboote dümpeln müde im Häfchen, viel Fisch gibt es hier schon lange nicht mehr.

Und so versuchen die Einwohner der einzigen permanent bewohnten Insel der Chalkidiki sich mit Tavernen, Feigen- oder Olivenbäumen etwas dazu zu verdienen. Im Sommerhalbjahr ist das Leben leicht, denn die Insel gibt viel und verlangt wenig. Dagegen werden den meist älteren Bewohnern die Tage im Winter oft lang. Dann treffen sie sich als teilende Gemeinde, kochen für einander, tanzen und unterhalten sich mit Geschichten über die gute alte Zeit - als es noch Fisch gab, die Familien groß waren und alle Arbeit hatten. Aber auch sie wissen, dass die Sonne wieder aufgeht.

Die Redaktion wurde von www.discovergreece.com, Halkidiki Tourismus und Aegean Airlines zu der Reise eingeladen.

(RP)
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