Hotel-Kühlschrank verschwindet Eine Ode an die Minibar

Düsseldorf · Sie frisst zu viel Strom, wird oft nicht genutzt und macht Arbeit. Deshalb verschwindet sie aus immer mehr Hotelzimmern: die Minibar. Dabei ist sie für manch einen doch genauso wichtig wie das Bett. Und es gibt viele gute Gründe, sie zu vermissen.

Gründe gegen die Abschaffung der Minibar
Foto: Hersteller

Schon klar, sie ist mit Vorsicht zu genießen und hat schon so manchen Hotelgast auf die Probe gestellt: die Minibar. Eine in ihr gelagerte winzige Tüte Erdnüsse mit gerade einmal zehn Gramm Inhalt — so etwa fünf Nüsse — kostet nämlich gut und gerne schon mal zwei Euro. Und wenn man vergessen hat, sich im Supermarkt eine Flasche Wasser für die Nacht zu kaufen, dann kann einem der nächtliche Griff in den kleinen Hotel-Kühlschrank teuer zu stehen kommen. Dennoch: Die Minibar ist toll.

Sie ist eine Wundertüte Mal ehrlich, auch wenn Sie die Minibar noch nie genutzt haben, gehört es nicht trotzdem zu den ersten Amtshandlungen nach Betreten des Hotelzimmers, selbige zu öffnen und den Inhalt zu checken? Erst wird die Hotelmatratze auf ihre Festigkeit geprüft, dann das Bad auf seine Sauberkeit, und dann die Minibar auf ihren Inhalt. Und der kann schon mal recht wundersam ausfallen. Nach einer Hochzeit in Nettetal etwa, als die Party gegen Sonnenaufgang kurzerhand ins Hotelfoyer verlegt wurde und kein Alkohol mehr greifbar war — mit Ausnahme der Minibar. Leider waren die "Vormieter" diverser Zimmer auf eine kreative Idee gekommen, nicht für den Alkohol bezahlen zu müssen. Sämtliche Bierflaschen waren mit Wasser befüllt und wieder verschlossen worden.

Sie fördert die Geschicklichkeit Stehen Sie nicht auch auf Jenga, dieses Geschicklichkeitsspiel, bei dem man einen Turm bauen muss, indem man Bausteine aus ihm herauszieht und oben drauflegt? Oder stehen Sie eher auf Tetris, diesem Uralt-Gameboy-Spiel, bei dem alle Steine ineinandergreifen müssen? Diesen Spaß können Sie auch mit der Minibar haben, wenn Sie versuchen, Ihre günstig im Supermarkt gekauften Getränke und Lebensmittel neben die teuren Minibar-Produkte zu quetschen. Dazu stellen Sie alle Minibar-Getränke in die hinterletzte Ecke des Gerätes — und nutzen Sie bloss auch die kleinen Fächer in der Kühlschranktür. Dann geht es ans Stapeln. Legen Sie Ihre eigenen Getränke hinein und gehen Sie dabei behutsam vor. Wenn alles einigermaßen wackelsicher steht, schlagen Sie die Minibartür zu — und öffnen Sie sie nur im Notfall. Denn der Inhalt wird garantiert alles herausfallen.

Sie liefert Mitbringsel für Zuhause Nicht überall kostet die Minibar ein kleines Vermögen. Manchmal ist auch nur das Zimmer unverschämt teuer und die Minibar dafür inklusive. Dann geht es darum, den Preis effektiv zu reduzieren, indem man die Minibar bis auf die letzte Erdnuss plündert. So bestand der Inhalt des Koffer eines Mitreisenden nach einem zweitägigen Trip nach Den Haag aus folgendem: ein T-Shirt, eine Jeans, zwei paar Socken und Boxershorts, sechs 20-ml-Fläschchen Wodka, vier 20-ml-Fläschchen Rum, jeweils zwei 20-ml-Flasche Gin, Whiskey und Korn, vier Flaschen Bier, zwei 0,2-Liter-Flaschen Cola, jeweils eine Flasche Cola light, Fanta und Sprite, acht Kaffeekapseln, zehn gemischte Teebeutel, ein Haufen Zuckerbeutel, zwei kleine Fläschchen Rotwein, zweimal Weißwein, drei 10-Gramm-Tüten Erdnüsse, eine Mini-Dose Pringels sowie ein Mars-Riegel und ein Snickers. Unterm Strich war das Zimmer also quasi gratis.

Sie macht aus Hotelgästen Helden Jede Hotelbar muss mal schließen — und das macht sie gerade im Urlaub gerne dann, wenn es am schönsten ist. Meist sind dann auch schon die Supermärkte geschlossen und man sitzt auf dem Trockenen. Doch es gibt immer den einen Helden, der sich ungeachtet der Preise für das Team opfert und den einen Satz sagt: "Ich hab noch was in der Minibar." Die Party wird aufs Zimmer verlegt und der Abend ist gerettet. Man muss nur aufpassen, dass einem der selbst gefüllte Inhalt nicht beim Öffnen der Kühlschranktür entgegen kommt.

Sie ist immer für einen da Zum Schluss gibt es ein letztes gutes Argument für die Minibar: Auch wenn wir uns davor fürchten, ihrem Charme zu erliegen, so ist es doch ein beruhigendes Gefühl, dass wir uns jederzeit aus ihr bedienen können. Dann, wenn uns der Heißhunger überkommt, wenn wir noch nicht ins Bett, sondern noch einen Absacker wollen, oder dann, wenn wir Lust haben auf Tetris oder Jenga.

Ohne Minibar würde uns das alles fehlen.

(jnar)
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