Dorf nicht mehr abgeschnitten Bahn nach Zermatt fährt wieder

Zermatt · Nach stundenlangem Einsatz der Räumfahrzeuge ist die Bahnstrecke nach Zermatt wieder frei von den Schneemassen. Am Mittwochabend fahren nach zwei Tagen wieder die ersten Züge in das Dorf.

Zermatt - eingeschneit und von der Außenwelt abgeschlossen
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10.1.2018: Zermatt - von der Außenwelt abgeschlossen

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Foto: dpa, ds hjp fgj

Die meisten der 13.000 Feriengäste, die in dem Dorf festsaßen, hatten gelassen auf die Sperrung der Strecke reagiert und vor allem auf die Wiedereröffnung der Skipisten gewartet. Für einige Dutzend, die dringend fortmussten, drängte die Zeit allerdings. Nachdem die erhoffte Öffnung der Bahnlinie am Mittwochmorgen wegen unerwartet hoher Schneeberge entlang der Strecke verschoben werden musste, setzten sie auf die Luftbrücke.

Am Heliport gab es bis zu einer Stunde Wartezeiten. Die Air Zermatt konnte mit ihren kleinen Hubschraubern jeweils nur wenige Passagiere befördern. Der Tourismusverband Zermatt frohlockte am Morgen bei Facebook: "The Matterhorn ist back!" - Das Matterhorn ist wieder da. Er postete dazu ein aktuelles Foto des weltberühmten Schweizer Berges, der bei Schneetreiben und Nebel tagelang nicht zu sehen gewesen war:

Restaurants hatten die festsitzenden Gäste mit geschmolzenem Käse vom Pappteller und Schnaps aus Gläsern vom Brett bei Laune gehalten. "Es geht mit dem Wintersport wieder los, einige Pisten sind schon gesichert und wieder offen", sagte die Marketingleiterin von Zermatt Tourismus, Janine Imesch. Am Nachmittag waren etwa 32 Kilometer Piste wieder befahrbar, wie Sandra Stockinger von den Zermatt-Bergbahnen sagte. Es war ein kleiner Teil der 200 Pistenkilometer im Schweizer Teil des Skigebiets an der Grenze zu Italien.

Keine völlige Entwarnung

Lawinen könnten sowohl über feste Sprengeinrichtungen als auch durch das Abwerfen von Sprengladungen in die Hänge ausgelöst werden, erläuterte Lawinenexpertin Pielmeier: "In manchen Lawinenzügen stehen Sprengmasten, bei denen ferngesteuert eine Klappe geöffnet werden kann, aus der eine Sprengladung in den Hang abgesenkt oder ausgeworfen wird", sagte sie. "An anderen gefährdeten und unzugänglichen Hängen kann ein Gasgemisch gezündet werden." Dabei trete Gas über ein Zündrohr aus. Die Druckwelle löst die Lawine aus. "Am besten ist es, oberhalb der Schneeoberfläche eine Detonation zu erzeugen."

Außer Zermatt waren auch andere Schweizer Ferienregionen abgeschnitten, darunter das Saas-Tal mit Saas-Fee mit etwa 2000 Feriengästen. Dort nutzten die Behörden das gute Wetter auch zu Lawinensprengungen, wie Claudine Perrothon vom Tourismusbüro sagte. Die Sperrung der Zufahrtsstraße sei kein Novum. "Das kann immer mal passieren", sagte sie. Die Lawinengefahr war nicht gebannt, nur entspannter als an den Vortagen, hieß es.

Probleme auch in Italien

Auch in Italien blieb die Lage teils angespannt. In Breuil-Cervinia im Aostatal, das mit dem Skigebiet Zermatt verbunden ist, saßen am Mittwochmorgen noch 5000 Einwohner und Touristen fest. Die Zufahrtsstraße wurde am Nachmittag aber auch wieder geöffnet.

Versorgungsprobleme gab es in Zermatt und anderswo nicht. "Hotels und Restaurants sind gut ausgestattet, bei Essen und Trinken gibt es keinerlei Engpässe", sagte Imesch von Zermatt Tourismus. "Wir sind als Winterdestination immer darauf eingestellt, dass die Bahn mal wetterbedingt nicht fährt. Wir halten es lange auch ohne Nachschub aus."

(oko)
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