Niesfreie Urlaubsziele Das sind Rettungsinseln für Allergiker

Berlin · Immer früher beginnt die Leidenszeit für Allergiker und dauert im Schnitt immer länger an. Wenn schon nicht zu Hause, so können Allergiker doch zumindest im Urlaub Erholung und Ruhe von ihrem Leiden finden.

Hier können Allergiker bedenkenlos urlauben
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Es reicht, einer von neun Millionen Heuschnupfenallergikern in Deutschland zu sein, um für Wochen, manchmal sogar für Monate den Qualen durch umherfliegende Pollen ausgesetzt zu sein: Birken-, Erlen-, Haselnuss- und andere Gewächse sorgen für juckende oder brennende Augen, laufende Nasen, oder sogar allergisches Asthma. In mancher Nacht mag sich mancher der Betroffenen wegträumen auf eine ferne Insel, auf der es die quälenden Auslöser nicht gibt. Beim Traum muss es nicht bleiben. Viele Ferienorte belegen mit dem sogenannten Ecarf-Siegel, dass sie als allergikerfreundlich zertifiziert sind. 25 Millionen Allergiker haben dadurch bessere Aussichten auf einen beschwerde- und damit sorgenfreieren Urlaub.

Beim einen sind es die Tierhaare, beim anderen die Hausstaubmilben oder eben die Pollen, die es unmöglich machen, sich in der Heimat wohlzufühlen. Die gemeinnützige Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECRAF), die an der Charité — Universitätsmedizin Berlin angesiedelt ist, meint es gut mit diesen Menschen. Sie zertifiziert Gemeinden und Kurorte, die sich als Oase der Ruhe und Allergiefreundlichkeit herausputzen.

Das ist in zertifizierten Urlaubsorten anders

Borkum ist die erste Nordseeinsel, die Ende März diese wegweisende Auszeichnung erhielt. Zwei Jahre lang wurden lange vor dieser Auszeichnung in der Modellregion Bad Hindelang im Allgäu erste Erfahrungen mit alltagstauglichen Urlaubsangeboten gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet. Im Mai 2011 gab es nach Schulungen durch ein Allergologenteam in vielen touristischen Bereichen und zahlreichen Veränderungen, die wegführen von allergischen Auslösern, das Siegel.

Um die Auszeichnung zu erhalten, muss die touristische Infrastruktur sich nach den medizinisch-wissenschaftlichen Kriterien der Stiftung ECARF auf die Bedürfnisse von Allergikern eingestellt haben. Auf Borkum hat man das ebenso geschafft. Zum Zeitpunkt der Zertifizierung beteiligen sich 116 Unterkünfte mit 1822 Betten und 21 weitere Betriebe, darunter Cafés, Supermärkte, Bäcker, Metzger, Kosmetiksalons, eine Jugendherberge und zwei Fähren mit Restaurant an dieser Aktion. Sie alle haben sich schulen lassen, und wissen heute, worauf es bei Allergikern ankommt.

Eine allergikerfreundliche Unterkunft sorgt etwa für ein rauch- und haustierfreies Zimmer, die Bodenbeläge sind teppichfrei oder mit einem ­kurzflorigen Teppich ausgestattet, der regelmäßig mit einem Staubsauger mit HEPA-13-Filter gereinigt wird. Auf Nachfrage können Gäste milbendichte Schutzbezüge für Matratzen und Bettzeug bekommen. Restaurants, Cafés, Bäcker oder Metzger achten darauf, dass sie Speisen im Sortiment haben, die frei sind von Lebensmitteln wie Nüssen, Eiern oder Sellerie. Denn diese können Kreuzallergien auslösen.

Inseln — Zufluchtsorte für Allergiker

Schon von Natur aus ist Borkum ein idealer Ferienort für Allergiegeplagte: Durch ihr Hochseeklima bietet die Insel wie auch andere Eiländer — wie Helgoland — wie auch Seebäder auf Rügen oder andernorts gute natürliche Bedingungen für Allergiebetroffene. Sowohl an der Küste als auch im Hochgebirge und auf wenig bewachsenen Inseln ist die Pollenbelastung geringer.

Aus diesem Grund sollten Allergiker über erholsame Wochen auf Helgoland nachdenken. Diese Insel zum Beispiel liegt als einzige Hochseeinsel Deutschlands über 70 Kilometer entfernt vom Festland, mitten in der Nordsee. Pollen können solche Wege kaum zurücklegen. Bis auf die eigene Vegetation, die oftmals aus anderem Bewuchs besteht, verbreiten sich hier die Heuschnupfenauslöser wenig. Vor allem Menschen, die unter chronischen Atemwegserkrankungen leiden, können häufig an solchen Orten endlich wieder befreit aufatmen.

Urlaub in den Bergen ohne Beschwerden

Wer sich für die See nicht begeistern kann und bei Urlaub an Bergtouren und rauschende Bäche denkt, der kann an Orten im Hochgebirge Erholung finden. Denn Dank der Höhenlage ist die Luft extrem pollen-und schimmelpilzsporenarm. Das bayerische Bad Hindelang ist zum Beispiel in der Hochtallage Oberjoch und Unterjoch völlig frei von Hausstaubmilben. Egal ob Milben- oder Pollenallergiker — beiden Gruppen ist dort geholfen. Denn oberhalb der 2000-Meter-Grenze nimmt die Pollenbelastung stark ab. Selbst Pollen, die dort vorkommen, sind weniger lange unterwegs. Meist dauert eine Pollensaison nur zwei Wochen an. Milben fühlen sich ab einer Höhenlage von rund 1500 Metern nicht mehr so wohl und haben auf 1800 Metern keine Chance mehr zu überleben.

Doch nicht nur Gemeinden können das Ecraf-Siegel erhalten, sondern auch einzelne Hotels. Voraussetzung ist auch hier eine möglichst milbenfreie Umgebung, das Vermeidung von allergenen Grünpflanzen, die Pollen freisetzen. Das heißt also, dass in diesen Hotels auf blühenden Gräser, Hasel- oder Birkenzweige sowie Olivenpflanzen verzichtet wird. Auch wird auf rauch- und haustierfreie Zonen Wert gelegt und Klimaanlagen regelmäßig kontrolliert.

Urlaub im Süden für Allergiker geeignet

Verzichten müssen Allergiegeplagte ebenso wenig auf Reisen ins ferne Ausland. Der Vorteil der fernen Urlaubsorte liegt laut der Informationen des Deutschen Polleninformationsdienstes auf der Hand: An fernen Orten, wie zum Beispiel in den USA besteht eine andere Botanik als in Deutschland. Selbst bei ähnlichem Bewuchs sind dort die Blütezeiten andere. Wer sich also rechtzeitig informiert, kann Blühzeiten hier abpassen und im Ausland eine beschwerdefreie Zeit genießen.

Ebenso wenig verbieten sich Urlaube in Ländern wie Norwegen oder südlichen Gefilden wie Italien oder Spanien. Besonders Südspanien und Italien sind für Pollenallergiker gute Urlaubsorte. Denn dort fliegen ab Juni in der Regel keine Gräserpollen mehr. Birke und Roggen kommen hier erst gar nicht vor. Im Kalabrien, das an der Stiefelspitze Italiens liegt finden Menschen mit chronischen Erkrankungen der Atemwege durch die vielen Thermalquellen gute Voraussetzungen.

(wat)
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