Bedburg-Hau Der unbekannte Beirat

Bedburg-Hau · Vor knapp zehn Jahren wurde in Bedburg-Hau der Forensikbeirat gegründet, um die Bevölkerung stärker über die Aktivitäten der Einrichtung zu informieren. Bislang nimmt von seiner Arbeit kaum jemand etwas wahr.

Als die drei Bürgermeister während einer Besprechungspause beisammen standen, witzelten sie über den Luftverkehr in ihren Kommunen. So erzählte das Stadtoberhaupt von Wesseling: „Wenn bei uns ein Hubschrauber über die Stadt flog, bedeutete das immer: hohe Staatsgäste.“ – „Bei uns hieß das: Ein General ist im Anflug“, entgegnete der Bürgermeister von Kalkar. Und Peter Driessen, Bedburg-Haus Bürgermeister, konterte: „Bei uns war dann wieder einer ausgebrochen.“

Deutlich weniger Ausbrüche

Diese wahre Begebenheit spiegelt laut Driessen auch heute noch wieder, wie stark die Sicherheit der Forensik in den Köpfen der Menschen von Bedburg-Hau präsent ist – und das, obwohl die Zahl der Ausbrüche (in der Fachsprache auch „Entweichungen“ genannt) nach Angaben des Landschaftsverbandes Rheinland fast gegen Null tendiert. „Die Zeiten, in denen pro Woche ein bis zwei Faxe mit Ausbruchmeldungen kamen, sind längst vorbei“, sagt Peter Hohl, Mitglied der Landschaftsversammlung.

Damit die Öffentlichkeit über die Sicherheitslage in der Forensik informiert wird, gibt es seit knapp zehn Jahren den sogenannten Forensikbeirat. Einziges Problem: Nur wenige haben bislang Notiz von dem Gremium genommen. So befragten Ende vergangenen Jahres Schüler der St. Markus Hauptschule 355 Bürger über die Einrichtung. Das Ergebnis war für die Mitglieder wie ein Weckruf: Nur rund 30 Prozent hatten vom Forensikbeirat gehört. Das soll sich nun ändern.

Viermal im Jahr treffen sich Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft sowie der Kirchen, sozialer Einrichtungen, der Medien, der Klinik, der Sicherheitskräfte und der Anwohner, um sich über die Aktivitäten in der Forensik zu informieren. Vorsitzender ist Bürgermeister Driessen, sein Stellvertreter Peter Hohl. Geklärt werden dort Sicherheitsfragen, Hintergründe zu den Entlassungen und der Wiedereingliederung von ehemaligen Insassen, aber auch besondere Vorfälle wie etwa Ausbrüche.

Bislang fanden die Sitzungen nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Am 17. September gibt es um 17 Uhr erstmals ein Treffen, das in einen öffentlichen und einen nicht-öffentlichen Teil gegliedert ist. Bürgermeister Driessen dazu: „Wir müssen einen nicht-öffentlichen Teil beibehalten, weil dort personifizierte Details angesprochen werden.“ Allein rechtlich sei dies gar nicht anders möglich.

Zusätzlich will die Gemeinde eine Broschüre erstellen, mit der über die Arbeit und die Mitglieder des Beirats informiert werden soll. Mit dieser Medien-Offensive will das Gremium sein Schattendasein beenden. Geplant sind zudem öffentlichkeitswirksame Auftritte der Mitglieder, etwa beim Sommerfest der Forensik.

„Natürlich wollen wir nicht so tun, als gäbe es überhaupt keine Probleme“, sagt Hohl. „Uns ist bewusst, dass das Thema Forensik hochsensibel ist.“ Deshalb wolle der Beirat weiterhin auch als Beschwerdenstelle für Bürger dienen.

(RP)
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