Kleve Tierheim-Chef in Untersuchungshaft

Kleve · Dem Vorsitzenden verschiedener Tierschutzvereine, Sigurd Tenbieg, wird vorgeworfen, Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von 640.000 Euro nicht abgeführt zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht von erhöhter Fluchtgefahr aus.

 Der Betrieb des Albert-Schweitzer-Tierheims ohne Gitter läuft vorerst weiter – Tenbiegs Verwandte kümmern sich um die Tiere.

Der Betrieb des Albert-Schweitzer-Tierheims ohne Gitter läuft vorerst weiter – Tenbiegs Verwandte kümmern sich um die Tiere.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Er soll ein ganzes Netzwerk an Vereinen betreiben, jetzt sitzt er in Untersuchungshaft: Die Staatsanwaltschaft Kleve führt derzeit ein Ermittlungsverfahren gegen Sigurd Tenbieg, der unter anderem Vorsitzender des Vereins "Tierheim-Tierhilfe" ist — also des Vereins, der das "Albert-Schweitzer-Tierheim ohne Gitter" in Kranenburg betreibt. "Es besteht der Verdacht der Beitragsvorenthaltung", sagt Kleves Oberstaatsanwalt Günter Neifer.

Die Ermittler werfen Tenbieg vor, zwischen 2001 und 2011 etwa 640.000 Euro an Sozialversicherungsbeiträgen nicht abgeführt zu haben. Demnach soll er in mehreren Vereinen, deren Vorsitzender er ist, Verwandte als Arbeitnehmer angestellt, deren Beiträge der Sozialversicherung aber vorenthalten haben.

Der Untersuchungshaftbefehl sei erlassen worden, weil erhöhte Fluchtgefahr bestanden habe, sagt Neifer. "Herr Tenbieg pflegt intensive Auslandskontakte", so der Oberstaatsanwalt. Die Ermittlungen befänden sich erst am Anfang, mehrere Monate könnten diese sich noch hinziehen, bevor über eine Anklageerhebung entschieden wird. Nach dem Willen der Staatsanwaltschaft, soll der Vorsitzende verschiedener Tierschutzvereine bis dahin auch in Untersuchungshaft bleiben.

Bis auf Weiteres wurden erst einmal die Konten von Tenbiegs Vereinen eingefroren, auch vorhandenes Vermögen ist gesichert worden. Somit betrifft das Ermittlungsverfahren auch das "Albert-Schweitzer-Tierheim ohne Gitter" in Kranenburg. "Die Verwandten veranlassen, dass die Tiere dort versorgt werden", sagt Günter Neifer. Eigenen Angaben zufolge sind im Tierheim dauerhaft etwa 50 Katzen und 250 bis 300 Hunde untergebracht, darunter auch schwerst vermittelbare Fälle. "Leider kostet der Unterhalt von so vielen Hunden eine Menge Geld. Besonders die Arzt- und Personalkosten schlagen besonders zu Buche", heißt es auf der Internetseite des Tierheims.

Tenbieg ist neben dem Verein "Tierheim Tierhilfe" unter anderem auch Vorsitzender der "südeuropäischen Tierhilfe", des "Clubs der Tierfreunde" sowie des "Tierschutzfördervereins". Letzterer ist bereits in der Vergangenheit in Konflikt mit der Justiz geraten. 2009 hatte die in Rheinland-Pfalz für das Sammlungsrecht zuständige Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) dem Verein das Sammeln von Geldspenden sowie die Einwerbung von Fördermitgliedern in Rheinland-Pfalz untersagt. Tenbieg zog daraufhin vor das Verwaltungsgericht in Trier und kassierte eine Niederlage. "Der Antragsteller hat über beachtliche Summen keine hinreichenden Nachweise erbracht. Ferner deutet nach den oben getroffenen Feststellungen einiges auf Verschleierungsabsichten mittels eines Beziehungsgeflechts verschiedener Vereine und verantwortlicher Personen hin", hieß es damals in der Begründung der Richter. Der Fall hatte damals überregional für Furore gesorgt. Das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz hatte die Entscheidung des Verwaltungsgerichts bestätigt.

Ob es nun in Kleve wegen des Verdachts der Beitragsvorenthaltung zu einem Gerichtsverfahren kommt, wird sich nach Abschluss der Ermittlungen zeigen.

(lukra)
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