Kreis Kleve Mit dem Rotary-Club die Welt entdecken

Kreis Kleve · Der Outbound- und Jugenddienstbeauftragte des Rotary Clubs Kleve macht beim Schüleraustausch mit. Während sein Sohn in Ecuador ist, sitzt Malibe aus Mexiko mit am Familientisch der Paeßens. Ein Überblick über die Bedingungen.

Wenn Josefine Paeßens sich an den Frühstückstisch setzt, vermisst sie ihren Bruder Karl. Der 15-Jährige ist zurzeit in Ecuador statt in Kalkar. Dafür sitzt Malibe aus Mexiko mit am Frühstückstisch. So funktioniert der Schüleraustausch bei den Rotariern.

Vater Theo Paeßens ist Jugenddienstbeauftrager beim Rotary Club Kleve und kümmert sich als sogenannter Outbound-Beauftragter um die Schüler des Distrikts 1870, die einen solchen Austausch machen wollen. Distrikt meint das Gebiet von Düsseldorf bis Münster. Für Theo Paeßens ist es längst nichts Ungewöhnliches mehr, mit anfang fremden Menschen am Frühstückstisch zu sitzen und sich die Butter zu teilen.

Drei seiner vier Kinder haben schon einen solchen Austausch hinter sich. Dazu gehört auch, dass die Familie selber bereit ist einen Schüler aus dem Ausland aufzunehmen. Die sind in der Regel zwischen 15 und 17 Jahre alt und besuchen das Gymnasium oder eine ähnliche Schulform. Denn in dem einen Jahr, in dem sie von zu Hause weg sind, besuchen sie die Schule weiter.

Von dem Angebot können nicht nur Kinder von Rotariern profitieren. "Mehr als 70 Prozent sind Nicht-Rotarier-Kinder", sagt Paeßens und erklärt die Philosophie, die hinter dem Club steht. "Wir stehen für Freundschaft, Verlässlichkeit, für Frieden und soziales Engagement", sagt der Jugenddienstbeauftragte.

Bei den Jugendlichen schauen die Rotarier ganz genau nach den Motiven, warum sie ein Jahr im Ausland verbringen möchten. Gründe wie: Keinen Bock auf Schule, Stress mit den Eltern oder weil es sich gut im Lebenslauf macht, reichen da nicht aus. Bei der Bewerbung und in Auswahlgesprächen stellen die Bewerber ihre Gründe vor, warum sie auf Entdeckertour in die Welt wollen. Die Welt, das meint tatsächlich Amerika, Afrika, Asien, Europa und Australien. Wobei das Land der Kängurus und Koala-Bären mit Abstand das Beliebteste ist, verrät Paeßens. Die Anwärter dürfen drei Wunschländer nennen, darunter ein englischsprachiges.

Wenn die deutschen Jugendlichen im November eine Zusage bekommen und der Flug im August geht, haben sie noch zehn Monate Zeit, sich auf eine fremde Sprache einzustellen. Darin sieht Paeßens aber das geringste Problem. "Nach drei Monaten klappt die Verständigung schon gut, nach sechs Monaten sprechen sie die Sprache fließend", beschreibt er seine Erfahrungen. Förderlich sei, dass die Jugendlichen in den Familien wie normale Familienmitglieder aufgenommen werden.

"Abends zusammen fernsehen und am Wochenende mit zur Oma fahren", nennt Paeßens typische Familienaktivitäten. Auch ausgehen ist mal drin. "Unsere Gäste dürfen alles, was meine Kinder auch dürfen", sagt der vierfache Familienvater. Allerdings gibt es auch die vier verbotenen D´s. "No driving, no drinking, no dating und no drugs" lauten die Regeln, an die sich die Jugendlichen zu halten haben. "No driving" gilt auch für deutsche Jugendliche in Ländern, die eine Fahrerlaubnis mit 16 Jahren haben. Wegen der Unfallgefahr ist es verboten, sich selbst hinter das Steuer zu setzen.

"No drinking" meine nicht das Glas Rotwein beim Abendessen im Rahmen der Familie, erklärt Paeßens weiter. Sondern gemeint sind Partys mit Alkohol. Null Toleranz gelte bei Drogen. Für solche Fälle muss immer ein Rückflugticket hinterlegt sein.

Unerwünscht, wenn auch in dem Alter schwer zu vermitteln, ist das eingehen von Beziehungen. "Natürlich dürfen sich die Jugendlichen verabreden, aber keinen festen Partner im Ausland haben", sagt der Jugendbeauftragte. Und erklärt es aus seiner Sicht als Vater. "Ich möchte auch nicht, dass meine Tochter vom Schüleraustausch aus Mexiko kommt und nach zwei Wochen schon wieder in den Flieger steigen will, weil sie Liebeskummer hat."

Im Vordergrund steht nämlich der Kulturaustausch, das Kennenlernen von Land und Leuten, weit weg von zu Hause. Als "Gegenleistung" sind die Familien der Jugendlichen bereit auch einen Gast von Anderswo aufzunehmen. In Kleve sind das aktuell Louis aus Ecuador, Adalis aus Venezuela, Jordan aus North Carolina und eben Malibe, die sich bei Familie Paeßens heimisch fühlt. Der Jugendbeauftragten sieht in dem Austausch eine Bereicherung für das Leben der jungen Leute, die lange nachwirkt. "Zwei meiner Kinder studieren mittlerweile im Ausland. Das wäre vielleicht nicht so problemlos möglich, wenn sie nicht schon vorher Auslandserfahrungen in Brasilien und Mexiko gesammelt hätten."

(RP)
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