Neuer GdP-Chef im Interview "Es gibt Bereiche, in die Polizisten nicht alleine gehen"

Düsseldorf · Michael Mertens ist am Dienstag zum Landeschef der Polizeigewerkschaft GdP gewählt worden. Der NRW-Landesverband ist mit 41.000 Mitgliedern der mächtigste Gewerkschaftsverband der deutschen Polizei. Wir sprachen mit Mertens unmittelbar nach der Wahl in Düsseldorf.

 "Statt der 2300 zusätzlichen Polizisten pro Jahr brauchen wir 2600": Michael Mertens.

"Statt der 2300 zusätzlichen Polizisten pro Jahr brauchen wir 2600": Michael Mertens.

Foto: dpa, rwe fpt

Die Landesregierung hat mehr Personal, eine bessere Ausrüstung und mehr Kompetenzen für die Polizei versprochen. Wozu braucht man eigentlich noch eine Polizeigewerkschaft?

Mertens Schon auf dem Weg dahin haben wir die Gewerkschaft gebraucht. Aber das zusätzliche Personal reicht nicht aus. Wir haben eine Abbrecherquote von zwölf Prozent. Das heißt von den 2300 Neueinstellungen pro Jahr gehen uns 300 wieder verloren. Statt der 2300 zusätzlichen Polizisten pro Jahr brauchen wir 2600.

Ist das Ihre wichtigste Forderung?

Mertens Ja, aber nicht die einzige. Ein weites Ziel ist, die Fachkarriere wieder zu ermöglichen. Polizisten müssen oft den Arbeitsbereich wechseln, um befördert werden zu können, weil es im eigenen Bereich nicht genug freie Stellen gibt. Dadurch geht zu viel Fachwissen verloren.

Braucht die NRW-Polizei ein neues Leitbild?

Mertens Wir haben ein gutes Leitbild, das auf Kommunikation setzt. Aber wir müssen auch weitere Möglichkeiten haben, wenn Reden alleine nicht hilft. Polizei muss auch mal robuster auftreten können.

Gibt es in NRW No-Go-Areas?

Mertens Es gibt Bereiche, in die Polizisten nicht alleine gehen, sondern nur in größeren Teams. Solche Bereiche gibt es mittlerweile in fast allen NRW-Großstädten. Hier müssen wir klare Präsenz zeigen und deutlich machen, dass jeder, der in diesem Land wohnt, sich an Recht und Gesetz zu halten hat.

Ist die Null-Toleranz-Strategie der Landesregierung glaubwürdig?

Mertens Sie muss sich entwickeln. Sie auszusprechen, heißt nicht, sie zu haben. Die Entwicklung braucht Jahre. Aber die Richtung stimmt. Auch, weil sie der Polizei mehr Respekt verschafft.

Was halten Sie vom schwarz-gelben Polizeigesetz?

Mertens Die wichtigsten Elemente darin sind die Einführung der Schleierfahndung und die Möglichkeiten, mehr Zeit zur Identitätsfeststellung zu bekommen. Das hilft uns als Polizei sehr. Besser wäre gewesen, wenn der Einsatz von Distanz-Elektro-Impulsgeräten, auch Teaser genannt, unbürokratischer geregelt worden wäre.

55 Prozent ist kein üppiges Wahlergebnis. Ist der Landesverband gespalten?

Mertens Wir hatten eine Kopf-an-Kopf-Kandidatur von zwei exponierten Kandidaten. Diese erfreuliche Ausgangslage spiegelt das Wahlergebnis wieder.

(tor)
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