Schmierereien bei Gelsenkirchen und Bochum Anti-Erdogan-Parolen an der A40 bleiben erstmal stehen

Gelsenkirchen/Bochum · "Erdogan Faschismus stoppen": Sprüche an der A40 gegen den türkischen Staatspräsidenten sorgen für Ärger. Das türkische Generalkonsulat will, dass sie entfernt werden. Der Landesbetrieb Straßenbau.NRW befindet das für zu aufwendig.

An einer Lärmschutzwand an der Autobahn 40 in Gelsenkirchen prangt der Spruch "Erdogan Faschismus stoppen".

An einer Lärmschutzwand an der Autobahn 40 in Gelsenkirchen prangt der Spruch "Erdogan Faschismus stoppen".

Foto: dpa, cas cul

Jeder Autofahrer auf der A40 bei Gelsenkirchen und Bochum kann sie lesen: politische Botschaften, die an den Lärmschutzwänden der vielbefahrenen Autobahn prangen. Sie lauten etwa "Widerstand gegen die Trumps, Höckes und Erdogans" oder "Solidarität mit Frauen, Kurden, Aleviten und Linken". Es gibt aber auch Beschimpfungen wie "Erdogan Hundesohn" und "Erdogan verrecke", die sich gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan richten.

Das ging dem türkischen Generalkonsulat in Essen zu weit: Mitte Februar ging beim Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen ein Beschwerdebrief ein mit der Bitte, die Schmierereien zu entfernen. Zwei Stellen an der Ausfahrt Gelsenkirchen-Süd sowie am Bochumer Tunnel seien darin beanstandet worden, sagte die Sprecherin der Behörde, Ingrid Scholtz, unserer Redaktion.

"Wir haben geantwortet, dass es ganz viele Schmierereien entlang der A40 gibt, die Personengruppen oder in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeiten beleidigen", sagte Scholtz. Weit verbreitet sei etwa die Anti-Polizei-Parole "ACAB" ("All Cops Are Bastards"). Beschweren würden sich manchmal auch Fußballfans, zum Beispiel über den Spruch "Tod und Hass dem S04", der an einer Lärmschutzwand in Dortmund stehe.

Man sei nicht in der Lage, die Anti-Erdogan-Parolen zeitnah zu beseitigen, sagte die Sprecherin weiter: "Dafür müssten wir erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen in Kauf nehmen, wohl wissend, dass dieselben Graffitis am nächsten Tag wieder dort stehen würden."

Um Lärm- oder Tunnelwände zu reinigen, muss man zumindest einen Fahrstreifen oder sogar die ganze Autobahn sperren. Das hätte im dichten Verkehr im Ruhrgebiet große Auswirkungen. "Das ist eine Si­sy­phus­ar­beit", sagte Scholtz. "So etwas muss man mit dem Nutzen abwägen, und das haben wir getan." In der Regel würden Graffitis gar nicht entfernt. Nur bei verbotenen politischen Symbolen, etwa Hakenkreuzen, oder wenn Autofahrer stark abgelenkt würden, beseitige man Schmierereien schneller.

Das türkische Generalkonsulat in Essen war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Andere Zeitungen hatten zuvor berichtet, das Konsulat halte die Sprüche für beleidigend und strafbar.

Straßen.NRW hat inzwischen Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Ewig stehenbleiben sollen die Anti-Erdogan-Sprüche auch nicht: "Wenn es demnächst ohnehin eine Sperrung der Autobahn oder eine Tunnelwartung gibt, dann bündeln wir das", sagte Scholtz. Wann das sein wird, konnte die Sprecherin nicht sagen.

Mit Material der dpa.

(RP)
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