Dauerfrost in der Region So helfen Städte Obdachlosen gegen die Kälte

Düsseldorf · Schlafen im Freien bei Minusgraden kann lebensgefährlich sein. Was tun die Städte? Welche Hilfe brauchen Obdachlose? Und wie sollen sich Bürger verhalten, wenn sie nachts Leute auf der Straße schlafen sehen? Ein Streetworker gibt Antworten.

 Für viele Wohnungslose wird es im Winter gefährlich, wenn sie draußen übernachten wollen. (Symbolfoto)

Für viele Wohnungslose wird es im Winter gefährlich, wenn sie draußen übernachten wollen. (Symbolfoto)

Foto: dpa, pst ink

Es kann noch so eisig sein, es gibt trotzdem noch Menschen, die lieber unter freiem Himmel schlafen als in einer Notschlafstelle, erklärt Oliver Ongaro vom Verein "FiftyFifty" aus Düsseldorf. "Platte machen" nennt er das. Er macht sich um seine Klienten, die seit Jahren auch bei Dauerfrost draußen schlafen, keine großen Sorgen. "Die sind in aller Regel gut präpariert, haben Schlafsäcke und Isomatten, einen Gaskocher. Und sie schlafen an Stellen, die sich für sie bewährt haben", sagt Ongaro.

Problematisch wird es für alle, die nicht organisiert sind, sagt er. Also Personen, die nicht richtig auf eine Nacht im Freien bei Minusgraden vorbereitet sind. Der Deutsche Wetterdienst sieht für die nächsten Tage Temperaturen um minus sieben Grad in den Morgenstunden voraus. "Menschen, die sich im Rausch in Hauseingänge legen, die Kälte unterschätzen und dann erfrieren", sagt Ongaro. Auch für ihn sei es schwierig, all diese Menschen im Blick zu behalten.

Der Gute-Nacht-Bus des Vereins hilft auch diesen Obdachlosen und Armen. Zwischen 120 und 150 Menschen übernachten in Düsseldorf auf der Straße. Ongaro und sein Team haben erst kürzlich eine größere Spende der Bürgerstiftung erhalten und davon zahlreiche Spezialschlafsäcke gekauft, die gut gegen Kälte isolieren. Wenn jemand danach fragt, gibt die Crew des Gute-Nacht-Busses sie heraus.

Die Stadt Düsseldorf verweist auf die zentralen Notschlafstellen im Stadtgebiet. "Es muss niemand auf der Straße schlafen", lautet die Devise. 140 Plätze in Notschlafstellen stehen immer zur Verfügung. Wenn noch mehr gebraucht werden, sei das aber auch kein Problem. So ist in diesem Winter erstmals die Notschlafstelle an der Prinz-Georg-Straße drei Monate lang durchgehend geöffnet - und nicht nur, wenn die Temperatur tagsüber unter den Gefrierpunkt sinkt. Das hatte der Verein FiftyFifty im vergangenen Jahr kritisiert. Der Vorteil: In der Winterschlafstelle können Obdachlose auch als Paar oder mit einem Hund übernachten. Dass man nicht zusammen mit seinem Hund oder seinem Partner übernachten kann, ist für viele Obdachlose ein Grund, nicht in die Notschlafstellen zu gehen.

Das Essener Tierheim bietet Obdachlosen an, ihre Hunde am Abend dort abzugeben. Denn in den offiziellen Schlafstellen dürften die Tiere oft nicht über Nacht bleiben. Man wisse, dass die Trennung von Hund und Herrchen oft schwerfalle, aber die dauere ja nur eine Nacht.

Die Duisburger Verkehrsbetriebe erlauben Obdachlosen in den kommenden Tagen, in der U-Bahnstation am Hauptbahnhof zu übernachten. Auf Facebook erhielt der Verkehrsbetrieb viel Zuspruch dafür.

Die Düsseldorfer Rheinbahn hat sich auch in diesem Jahr wieder dagegen entschieden, Haltestellen für Obdachlose als Nachtquartier zu öffnen. Bei diesem Thema sei man zwiegespalten, weil man nicht als "herzlos" gelten wolle. Man habe sich mit der Stadt und den sozialen Trägern wie der Diakonie aber darauf geeinigt, Obdachlose an Notschlafstellen weiterzuvermitteln. "In den Haltestellen gibt es nichts - nicht mal einen Wasserhahn oder eine Toilette. Da gibt es menschenwürdigere Orte für die Unterbringung", sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher.

Wer in den kommenden Tagen spät abends oder in der Nacht Menschen entdeckt, die draußen schlafen, soll diese auf jeden Fall ansprechen, rät Oliver Ongaro vom Verein FiftyFifty. "Wenn jemand nicht reagiert oder desorientiert wirkt, sollte man die 110 wählen." Natürlich sei es auch eine nette Geste, warme Getränke oder Decken anzubieten, aber gegen Erfrierung schütze das nicht.

(heif)
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