Chaos durch Sturm "Xavier" Auch Meteorologen-Sprecher saß im Zug fest

Düsseldorf · Wegen des Sturms "Xavier" sind Tausende Reisende an den Bahnhöfen gestrandet - auch in NRW. Viele mussten in Zügen übernachten oder warten, darunter ausgerechnet der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. Wir haben mit ihm gesprochen

Sturmtief "Xavier" - Reisende übernachten in Hotelzügen
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Sturmtief "Xavier" - Reisende übernachten in Hotelzügen

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Foto: dpa, fis hjb

"Xavier" hat den Fernverkehr der Deutschen Bahn am Donnerstag derart lahmgelegt, dass an manchen Bahnhöfen der Bundesrepublik nichts mehr ging. Das Unternehmen reagierte in dieser Notsituation mit Übernachtungszügen, in denen sich die gestrandeten Reisenden aufhalten konnten - auch "Hotelzüge" genannt. Denn in manchen Orten waren die echten Hotels schnell ausgebucht.

Rund 20 solcher Züge waren bundesweit im Einsatz, darunter auch einige in NRW. So wurde je einer in Bielefeld, Minden, Münster, Düsseldorf und Dortmund sowie in Köln zwei eingesetzt, wie Dirk Pohlmann, Sprecher der Deutschen Bahn in NRW, unserer Redaktion sagte. Einige hundert Fahrgäste hätten diese Möglichkeit in dem Bundesland genutzt, allein in Minden verbrachten 470 Fahrgäste so die Nacht.

Ganz normale Züge - mit Licht und Heizung

In Hamburg gab es ebenfalls solche "Hotelzüge", und dort hielt sich Uwe Kirsche auf. Der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war auf Dienstreise in der Hansestadt und wollte wegen des angekündigten Sturms extra früher zurück nach Frankfurt fahren. "Aber als ich 14 Uhr am Hauptbahnhof war, da deutete sich schon an, dass es eine riesige Verspätung geben würde", sagte er.

Nach einer Stunde sei dann plötzlich in der Zuganzeige der Hinweis auf einen "Hotelzug" aufgetaucht, ein Begriff, der Kirsche völlig fremd war. "Ich hatte das vorher noch nie gesehen", sagte er. Völlig neu sind solche "Hotelzüge" aber nicht, wie DB-Sprecher Pohlmann erläutert. "Das ist in Krisensituationen immer etwas, was wir als Ad-Hoc-Maßnahme machen, aber diesmal war die Menge bundesweit doch relativ groß."

Bei diesen "Hotelzügen" handelt es sich um Fernverkehrszüge - nach Verfügbarkeit ICE - die an die Energieversorgung angeschlossen sind, sodass gestrandete Reisende dort im Geheizten und bei Licht ausharren können. Anders als der Begriff suggeriert, gibt es dort aber keine Liegen oder Kissen. Es sind einfach nur ganz normale Züge. Meist werden dafür Züge genutzt, die sowieso in einem Bahnhof stehen. Manchmal werden sie aber auch in Bahnhöfe gefahren, in denen sich zum Beispiel sehr viele Reisende befinden.

Getränke werden verteilt

"Wir versorgen die Menschen dann mit Getränken und im Regelfall auch mit kleineren Speisen", sagte Pohlmann. Mitarbeiter gingen zudem durch die Züge und würden Hinweise an die Reisenden geben.

So hat es auch Uwe Kirsche in Hamburg erlebt. "Im Speisewagen wurden kostenlos Getränke verteilt, und es gingen auch Bahnmitarbeiter durch die Wagen und gaben Wasser aus. "Die Mitarbeiter waren alle sehr freundlich und sehr geduldig", sagte er. Von einer Kollegin, die bei Hannover gestrandet war, weiß er zudem zu berichten, dass die Fahrgäste dort durch einen Hilfsdienst versorgt wurden.

Man komme in einer solchen Situation auch schnell mit vielen anderen Menschen im Zug in Kontakt, berichtet er, man versuche sich gegenseitig zu helfen und auf den neuesten Stand zu bringen. Doch nach und nach sei es immer voller geworden, weil immer mehr Züge ausfielen. Jeder Platz sei belegt gewesen.

Lange Schlangen an den Infoschaltern

Kirsche kritisiert, dass es von der Bahn keine konkreten Ansagen gegeben habe, wann es weitergeht und man so selbst schwer reagieren könne. Also harrte er eine Weile in dem Zug aus. Doch nach rund fünf Stunden im "Hotelzug" beschloss er, sich doch ein Hotelzimmer zu suchen - auf eigenes Risiko.

"Wenn ich mich an die langen Schlangen an den Infoschaltern gestellt hätte, um einen Hotelgutschein zu bekommen, hätte ich vermutlich kein freies Zimmer mehr gefunden", schätzt er. So weiß er auch zu berichten, dass Mietwagen sehr schnell ausgebucht waren.

Aufräumarbeiten nach Sturmtief "Xavier"
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Foto: dpa, bvj tba

Uwe Kirsche ist übrigens immer noch in Hamburg. "Hier scheint zwar die Sonne, aber es fährt kein Zug", sagte er unserer Redaktion. Um die Mittagszeit sah es auch so aus, dass die Situation bis 17 Uhr noch so bleiben würde. Also beschloss er, noch eine Nacht in der Hansestadt zu verbringen und das Beste aus der Situation zu machen. "Dann gehe ich heute einfach wieder ins Museum."

(das)
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